Zum Hauptinhalt springen

Freiheitliche Zelle bleibt geschlossen

Von Walter Hämmerle

Politik

Stadler: Bin loyal zu Strache. | Ex-Volksanwalt in FPÖ isoliert. | Waidhofen/Ybbs. "Das freiheitliche Lager vermehrt sich durch Zellteilung" - EU-Mandatar Andreas Mölzer war noch selten verlegen, wenn es darum ging, mit Ironie und feinem Spott die Vorgänge in der eigenen Gesinnungsgemeinschaft auf den Punkt zu bringen. Für den Moment hat die FPÖ jedoch bei ihrer zweitägigen Klubklausur in Waidhofen an der Ybbs den Konflikt mit FPÖ-Mandatar Ewald Stadler noch einmal eingefangen: Parteichef Heinz-Christian Strache und Stadler trafen sich Dienstag Mittag zu einer Aussprache - Mölzer, einer der wenigen verbliebenen Stadler-Vertrauten, fungierte als Mediator.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ein zweites Knittelfeld stand in der FPÖ aber ohnehin nie wirklich im Raum. Stadler konnte bei seiner Kraftprobe mit Strache auf keinerlei Unterstützung zählen. Der Klub und die Landesorganisationen sammelten sich geschlossen hinter dem Parteiobmann. Stieß schon die Forderung des ehemaligen Volksanwalts nach Einrichtung und Finanzierung einer katholischen Akademie zwecks Bindung der wertkonservativen Katholiken auf vehementeste Ablehnung im traditionell antiklerikalen dritten Lager, so wurde Stadler die Affäre mit Fotos des jugendlichen Strache beim Kriegsspiel (siehe Kasten) im Military-Look als gezielte Illoyalität ausgelegt.

Konflikt für Stadler "Missverständnis"

Im Anschluss an die Aussprache waren beide Seiten bemüht, die aufgetretenen Spannungen als Sturm im Wasserglas herunterzureden. Stadler sprach diesbezüglich von "einigen Missverständnissen", die es in den vergangenen Tagen gegeben habe, und versicherte Strache seiner vollen Loyalität. Der Parteichef wiederum legte ein grundsätzliches politisches Bekenntnis ab, sich um den so genannten wertkonservativen Rand des Wählerspektrums auch künftig kümmern zu wollen. Konkret soll Stadler in der neu gegründeten Bildungsakademie die Möglichkeit erhalten, sich um dieses Potenzial zu kümmern.

Am ursprünglichen Vorgehen wird jedoch ungeachtet der Aussprache festgehalten: FPÖ-Bürgeranwalt Hilmar Kabas, dem Stadler die inkriminierten Strache-Fotos übergeben hatte, wird einen Bericht zur Causa erstellen, aus dem sodann der Parteivorstand die entsprechenden Konsequenzen ableiten soll. Der Konflikt ist also nur vorerst entschärft.

Inhaltlich Neues gibt es wenig. Strache geißelte in seinem Eröffnungsreferat die SPÖ im Allgemeinen und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer im Besonderen aufgrund der gebrochenen Wahlversprechen als "größten politischen Verräter in der Zweiten Republik". Diesen Attacken entspricht auch der neueste FPÖ-Slogan "Wir halten Wort", das Motto der Klausur. Ähnlichkeiten mit Jörg Haiders einstigem Wahlspruch "Er hat Euch nicht belogen" dürften beabsichtigt sein.

Konkret forderte Strache, "unser Steuergeld für unsere Staatsbürger" auszugeben, indem Familien gefördert statt Zuwanderung finanziert werde.

Lexikon: Paintball

(gf) Paintball ist heute eine Trendsportart, bei der die teilnehmenden Teams einander mit speziellen Druckluftwaffen und Farbpatronen "abschießen". Allein in den USA spielen es angeblich zehn Millionen Menschen pro Jahr. Turnierspieler beäugen die "Woodland"-Variante, bei der im Wald gespielt wird, mit Misstrauen, weil diese wegen ihrer Tarnbekleidung dem Sport eine paramilitärische Färbung verleihen könnten.

Vor 20 Jahren war Paintball in Europa noch nahezu unbekannt. Erstmals wurde ein Turnier 1981 in den USA ausgetragen, 1985 wurde das erste Spielfeld in Großbritannien eröffnet. Ein internationaler Verband wurde 1988 gegründet, erst später etablierte sich der Sport im Rest Europas.

Ab Ende der Achtziger Jahre waren hingegen "Wehrsportgruppen" mit neonazistischem Hintergrund auch in Österreich aktiv. Bekannt wurden die Übungen der "Kameradschaft Langenlois", an denen aber H.C. Strache offenbar nicht teilgenommen hat.