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Freizeitpädagogen fühlen sich vom Minister ignoriert

Von Karl Ettinger

Politik

In Wien protestieren am Donnerstag Lehrer, Nachmittagsbetreuerinnen in Schulen streiken.


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Der Minoritenplatz mit der altehrwürdigen Minoritenkirche in der Wiener Innenstadt ist ein beliebter Pilgerort. Nicht nur für Gläubige, sondern oft für Lehrerinnen und andere Vertreter des Erziehungssystems. Schließlich ist der Platz hinter dem Bundeskanzleramt der Sitz des Bildungsministeriums, das derzeit vom Steirer Martin Polaschek geführt wird. Morgen, Donnerstag, bekommt das Bildungsressort uneingeladenen Besuch: Schwarze, rote und unabhängige Wiener Lehrergewerkschafter sowie Direktoren haben unter dem Motto "Im Bildungswesen brennt’s" zu einem Aktionstag mit Picknick und anschließender Protestkundgebung vor der Bildungsdirektion und dem Ministerium aufgerufen.

Knapp vor Schulschluss hat Polaschek nicht nur ein weiteres Mal aufgebrachte Lehrerinnen und Lehrer am Hals. Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte tausender Freizeitpädagoginnen, allein in Wien sind es rund 2.300, machen mittels Demonstration mobil. Statt Betreuung kommt es zu einem Warnstreik.

Unmut über Änderung des Bildungsministeriums

Grund für ihren Ärger ist, dass der Bildungsminister eine Umstellung bei der Betreuung in Ganztagsschulen plant, ohne bisher mit der zuständigen Vertretung gesprochen zu haben. Polaschek hat erst in der Vorwoche in St. Pölten die Pläne zur Neuregelung für künftige Freizeit- und Assistenzpädagogen präsentiert. Diese sollen bundesweit einheitlich in den Schulen angestellt werden, während sie bisher bei Vereinen beschäftigt waren, die von Gemeinden organisiert wurden. Gleichzeitig werden die Bedingungen für die Ausbildung geändert. Diese können dann auch zur Lernunterstützung für Lehrer herangezogen werden.

Den tausenden Freizeitpädagoginnen und ihren Vertretern stoßen vor allem zwei Dinge sauer auf. Obwohl ein intern weit gediehener Gesetzesplan kursierte, gab es laut Betriebsrätin Selma Schacht bisher keine Gespräche mit der zuständigen Gewerkschaft. Das ist für die Freizeitpädagoginnen nicht die Lehrergewerkschaft, sondern die Gewerkschaft der Privatangestellten, (GPA), zu der auch die Sozialwirtschaft, ein Konglomerat an unterschiedlichen Berufen unter anderen mit den Pflegekräften und insgesamt weit mehr als 100.000 vor allem weiblichen Beschäftigten zählt. Kopfweh bereitet speziell die Frage, wie es mit bereits aktiven Freizeitpädagoginnen weitergeht, die teils noch nicht die strengeren künftigen Auflagen wie die Matura als Voraussetzung erfüllen. "Solange es solche Gespräche nicht gibt, gibt es auch keine Sicherheit. Wir brauchen endlich offizielle Verhandlungen, das ist das Mindeste, was passieren muss", sagt Betriebsratvorsitzende Schacht. Die Freizeitpädagoginnen als Profession würden nämlich vom Minister "de facto negiert". Widersprüchlich ist, dass zwar künftig die Matura Voraussetzung für diesen Beruf sein soll, während derzeit viele ohne Reifeprüfung die Schüler am Nachmittag betreuen. Gleichzeitig wird aber die Ausbildung praktisch halbiert, weil statt bisher 60 nur mehr 30 ECTS-Punkte notwendig sein werden.

Arbeitnehmervertreter und Betriebsräte laufen auch gegen das Vorhaben Sturm, mit der Umstellung auch ein neues Gehaltsschema einzuführen. Diese bringe deutliche Einkommenseinbußen: Bei den Einstiegsgehältern seien es dann nur mehr rund 2.360 statt bisher laut Kollektivvertrag rund 2.800 Euro brutto für eine 40-Stunden-Woche, Das ist ein Minus von mehr als 400 Euro. Es wird als Affront angesichts der Rekordteuerung angesehen. Polaschek ist zwar verärgert über voreilige Querschüsse und ist um Beruhigung bemüht. Nicht einmal mehr der Starttermin ab Herbst 2024 ist in Stein gemeißelt.

Dabei wird die Intention des Ministers, dass es künftig einheitliche Regeln statt eines "Flecklerlteppichs" geben soll und Bund und Länder die Kosten statt der Gemeinden tragen, von Schacht ausdrücklich gutgeheißen.

Lehrervertreter wollen in Städten endlich Entlastung

Lehrervertreter sehen die zigtausenden Pädagoginnen seit Jahren von den Bildungsdirektionen der Bundesländer und vom Ministerium mit wachsenden Problemen in den Schulen allein gelassen. In Wien haben sich deswegen die Fraktionen der schwarzen FCG, der roten FSG und der Unabhängigen Gewerkschafter bewusst beim Aktionstag zusammengetan, um Geschlossenheit zu signalisieren, wie Wiens oberster Pflichtschullehrervertreter, Thomas Krebs, betont. Die Aktion werde von Schüler- und Elternvertretern unterstützt.

Nach einem Picknick vor der Votivkirche werden die drei Hauptforderungen bei der Demonstration in der Innenstadt vorgebracht. Demnach müsse man den Lehrerberuf in Wien attraktiver machen; es müsse mehr multiprofessionellen Support durch Psychologen bis hin zu Sozialarbeitern geben; schließlich müssten Schulgebäude umfassend modernisiert werden, auch was die zunehmende Belastung durch Hitze betrifft: "Das ist zum Teil unvorstellbar", so Krebs.