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Fremdgehen für Erfrischung

Von István Orbán

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Am Abend eines ermüdend schwülen Tages, wie der Montag einer war, sehnt man sich auch als Rezensent vom Dienst nicht unbedingt nach Sendungen von tiefschürfender Gedankenschwere, eher nach

erfrischender Leichtigkeit. Und weil mit "Happy Gilmore" im Fernseh-Einser denn doch zu leicht (um nicht zu sage zu blöd), "Der Landarzt" im Zweier zwar immer sehr leicht, aber noch nie erfrischend

war, geriet ich ins Blättern im Programmangebot des Wiener Kabelnetzes. Und stieß auf Arte auf den französischen Film "Der Tölpel" von Michel Deville aus 1986. Welch ein Film! Im Prinzip ein Krimi,

aber eigentlich nur als Basismaterial für ein manchmal bis an den Rand der Handlungslosigkeit reduziertes, brillantes Kammerspiel. Mit köstlichen Anklängen an absurdes Theater, mit einer Sprache, die

bisweilen ein wenig an Jean Tardieus "Die Sonate und die drei Herren oder Wie spricht man Musik" erinnerte und einer Musik, die nicht Untermalung war, sondern selbst eine aktive Rolle spielte. Das

alles in einer sehr film-untypischen, minimalistischen, sehr klaren Szenerie, gespielt von einer Garde der wunderbarsten französischen Schauspieler, unter ihnen Jeanne Moreau, Fanny Ardant, Michel

Piccoli, Daniel Auteuil, Jean Yanne. · Welch eine Erfrischung für Leib und Seele! Schade nur, daß man dafür vom ORF fremdgehen mußte.

Der Film wird übrigens heute auf Arte wiederholt, allerdings mit Beginnzeit 1.30 Uhr. Trotzdem, wenn Sie können, sehen Sie ihn sich an.