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Mittlerweile ist Italienisch für die Wirtschaft wichtiger als Französisch. | Idiom der "Grande Nation" verliert an Bedeutung. | Wien. Sprachen werden in einer vernetzten Welt immer wichtiger. Wer polyglott sein will, sollte jedoch systematisch vorgehen. Es gilt die Reihenfolge: Zuerst Englisch, dann andere Fremdsprachen. Reine Grundkenntnisse von Sprachen gelten jedoch eher als Hobby denn als gefragte Zusatzqualifikation. So lässt sich die Einschätzung heimischer Experten und Institute zusammenfassen. Vor allem Italienisch ist stark im Kommen.
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Die am häufigsten erlernte Fremdsprache ist hierzulande - nach wie vor - Englisch. Mitarbeiter, die noch eine weitere Sprache zumindest mittelprächtig beherrschen, stechen bei Bewerbungsgesprächen hervor. "Englisch auf hohem Niveau ist das Um und Auf", betont Thomas Mayr, Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw). Die zweite Fremdsprache sei das eigentliche Plus - allerdings nicht um den Preis, Englisch zu vernachlässigen. Es bringe nur wenig, wenn jemand mehrere Sprachen auf absolutem Anfängerlevel spreche. "Da ist mir eindeutig jemand lieber, der ordentlich Englisch beherrscht", so der ibw-Chef.
Tourismus verstärkt Trend zu Italienisch
Bei den Zweit-Fremdsprachen sticht aus der Sicht der Wirtschaft vor allem Italienisch hervor. Der Bedarf an Französisch ist hingegen nicht so hoch wie landläufig angenommen. "Der Grund dafür ist, dass Italien ein sehr wichtiger Handelspartner ist", so Mayr zur "Wiener Zeitung". In der Tat liegt Österreichs südliches Nachbarland mit sieben Prozent Handelsverflechtung an zweiter Stelle der Außenhandelsstatistik - dicht vor der Schweiz, die auf sechs Prozent kommt. Unangefochten an der Spitze rangiert Deutschland mit 41 Prozent.
Ähnlich äußert sich das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS). Englisch-Kurse liegen bei den Fremdsprachen an erster Stelle, wobei die Abgrenzung zwischen Sprachausbildung und anderen Schulungen nicht einfach ist. Sehr oft würde Englisch "in qualifizierenden Maßnahmen zusätzlich angeboten", betont Sprecherin Beate Sprenger. Italienisch spiele vor allem in Tourismusregionen wie Kärnten, Tirol, Salzburg und Vorarlberg eine Rolle. "Das Tourismusgeschäft mit Italienern hat in den vergangenen Jahren geboomt", so Sprenger. Selten gibt es auch Slowenisch- oder Russisch-Kurse (Letztere in Verbindung mit gastgewerblichen Schulungen insbesondere in Tirol).
Italienisch wird aber auch aus anderen Motiven nachgefragt. "Das hat nicht ausschließlich einen beruflichen Hintergrund", weiß Bfi-Geschäftsführer Michael Sturm. Viele würden sich im Sinne einer Doppelnutzung auch deshalb für diese Sprache interessieren, weil sie einen privaten Italienaufenthalt vorhaben. 2009/10 nahmen insgesamt 38.776 Personen an Bfi-Sprachkursen teil. Zum Vergleich: Das Wifi hatte im gleichen Zeitraum rund 33.200 Sprachschüler.
Chinesisch bisherein Nischenthema
Wer sich - vielleicht als Dritt- oder Viert-Fremdsprache - beispielsweise für Chinesisch interessiert, ist bei den Schwergewichten Wifi und Bfi nicht immer an der richtigen Adresse. Zwar bieten beide Mandarin-Kurse an - was jedoch nicht heißt, dass diese auch abgehalten werden. Oft gibt es zu wenige Interessenten, wodurch die Mindestgruppengröße nicht erreicht wird. So berichtet das Wifi, dass 2009/10 die vorgesehenen Chinesisch-Schulungen mangels Anmeldungen nicht durchgeführt werden konnten. Beim Bfi konnte nur ein Teil der Kurse abgehalten werden.
Sprachbegeisterte, die bei Mandarin auf der sicheren Seite sein wollen, bleiben auf andere Möglichkeiten angewiesen. So gibt es etwa in Wien eine Reihe von privaten Mini-Instituten mit klingenden Namen wie "Akademie für chinesische Sprache und Kultur" oder "Laozi-Sprachinstitut". Die Schüler finden die Einrichtungen, die zugegebenermaßen erst seit einigen Jahren aktiv sind, meist durch Eigeninitiative - entweder über das Internet oder Mundpropaganda.
Die Chinesisch-Kurse der Nischen-Institute sind von Beginn an als Kleinstgruppen konzipiert, individuelle Vereinbarungen sind einfacher möglich.