Dass gerade bei den sonst eher wenig risikofreudigen Österreichern Fremdwährungskredite so gut ankamen, hat in der Branche immer wieder für Erstaunen gesorgt. Stattliche 50 Milliarden Euro sind in Österreich in Fremdwährungskrediten vergeben, darunter viele Wohnbau-Kredite. Die Aussicht auf niedrigere laufende Kosten im Vergleich zum Euro-Kredit hat viele über die Risiken hinwegsehen lassen. | Nun findet der Boom der beliebten Häuslbauer-Finanzierung vorerst ein Ende. Derzeit werden in Österreich keine neuen Fremdwährungskredite vergeben. Grund: Die Risiken seien zu hoch geworden, der Schutz der Privatkunden sei unter den jetzigen Umständen nicht mehr gegeben, heißt es unisono aus den Banken. Dies bedeutet aber nicht, dass nun automatisch alle laufenden Fremdwährungskredite sofort in Euro umgeschichtet werden müssen.
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Rechnen lautet jetzt das Gebot der Stunde für die Inhaber von Fremdwährungskrediten, und zwar am besten mit dem Bankberater. Eine pauschale Empfehlung ist nicht möglich, wie auch Nationalbank-Direktor Andreas Ittner betont. Je nach Rest-Laufzeit, Kredithöhe, eventuell vorhandenen Sparplänen und Risikofaktoren muss jeder selbst analysieren, ob er weiter auf Risiko setzt. Dass die Fremdwährungskredite ins schiefe Licht geraten sind, liegt daran, dass sich alle drei Risikofaktoren bewahrheitet haben, die diese Finanzierungsform birgt.
Da wäre einmal die Währungsschwankung. Kommt es zu einer Aufwertung der Währung, wie dies jüngst beim Schweizer Franken der Fall war, steigen die Kosten der Kreditnehmer.
Zweitens schlägt ihnen das Zinsniveau auf den Magen: Dieses hat bekanntermaßen kräftig angezogen. Wer etwa vor zwei bis drei Jahren in einen Franken-Kredit eingestiegen ist, zahlt jetzt rund zwei Prozentpunkte mehr Zinsen.
Das dritte Risiko betrifft den Tilgungsträger: Dabei handelt es sich um eine Anlageform, die quasi das Herzstück des Fremdwährungskredites bildet. Der Kreditnehmer zahlt entweder in einen Fonds mit Aktien oder Anleihen oder in eine Lebensversicherung ein. Im besten Fall hat sich am Ende der Laufzeit ein kleines Vermögen angesammelt, das die Höhe des Kredites deckt oder sogar übertrifft. Dass die aktuellen Entwertungsaktionen an den Börsen zum Gegenteil geführt haben, ist traurige Wahrheit. Wie lange die Negativtrends anhalten, ist derzeit völlig offen.
Wer jetzt in die Bank pilgert, sollte auch unbedingt klären, wie hoch die Umstiegskosten sind - die Erste Bank bietet Umschuldungen gratis an, bei der Bank Austria ist von rund 500 Euro die Rede. Wichtig sind auch die laufenden Kosten: Die Zinsen für einen Euro-Kredit sind klarerweise höher, und zwar im Vergleich zum Franken um rund 1,5 bis 5 Prozentpunkte. Dafür zahlt man bei Fremdwährungskrediten etwas mehr Gebühren.
Jetzt stellt sich die Frage: Höhere Raten oder höheres Risiko?
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