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Nach 15 Jahren steigen die Spar-, aber auch die Kreditzinsen wieder.
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Angesichts der aktuellen Rekord-Inflation steigen erstmals seit der Finanzkrise 2008 wieder die Zinsen bei den Banken merklich an. Seit 2008 waren sie kontinuierlich auf de facto null Prozent gesunken. Noch im Februar erhielten Sparerinnen und Sparer für ihre Einlage im Durchschnitt 0,06 bis 0,07 Prozent Zinsen, für Sparkonten mit mehr als zwei Jahren Laufzeit 0,36 Prozent. Jetzt haben erste größere Banken die Fixverzinsung für Spareinlagen auf mehr als 1 Prozent angehoben, zumindest bei einer Bindung ab drei Jahren.
Angesichts der aktuellen Inflationsrate (für heuer sind 6,8 Prozent prognostiziert) ist das zwar bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein und kompensiert den Wertverlust der Einlagen nicht einmal ansatzweise. Wir sehen aber zumindest wieder eine leichte Trendumkehr und können davon ausgehen, dass nun wieder etwas mehr Bewegung in diesen Markt kommt.
Allerdings steigen mit den Sparzinsen auch die Kreditzinsen. Die Phase der Niedrigzinsen auch für Kredite geht somit zu Ende. Die Swap-Sätze für eine Laufzeit von 15 Jahren haben mittlerweile den höchsten Stand seit 2014 erreicht. Es ist auch nicht auszuschließen, dass aufgrund des enormen Anstiegs der Swap-Sätze einzelne Banken die Vergabe von Fixzinskrediten aussetzen oder nur mit ausgewählten Laufzeiten anbieten werden. Der Swap-Zinssatz gibt Auskunft darüber, zu welchem Preis eine Bank den Fixzinssatz am Markt einkaufen kann.
Nach mehreren Zinserhöhungen, die im heurigen Jahr bereits beobachtet werden konnten, heben momentan alle Banken die Kreditkonditionen im Fixzinsbereich entsprechend an. Seit Jahresbeginn haben sich die Konditionen durchschnittlich und über alle Fixzinslaufzeiten um rund 1 Prozent per anno erhöht. Dies dürfte aber noch nicht das Ende sein. In einigen Wochen wird sich daher ein ganz neues Zinsniveau im Fixzinsbereich einstellen. Schon jetzt haben sich die Preise für Fixzinskredite seit Jahresbeginn im Durchschnitt verdoppelt. Einzelne Banken reagieren bereits auf die sich ändernden Marktbedingungen und haben ihr Fixzinsangebot bereits eingeschränkt.
Ein böses Erwachen könnte es bei Immobilienkrediten mit langer Laufzeit geben. Zwar halten sich hier die Kreditzinserhöhungen derzeit noch etwas in Grenzen. Jedoch: Je länger die Kreditlaufzeit ist, desto mehr fallen auch kleinere Zinsschritte groß ins Gewicht. Dazu kommt, dass in Österreich ab Mitte des heurigen Jahres deutlich strengere Kreditvergaberichtlinien gelten werden. 20 Prozent Eigenkapital wird bei Immobilienkrediten dann Pflicht, die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht überschreiten, und die Laufzeit wird mit maximal 35 Jahren begrenzt.
Laut Analyse von Durchblicker.at wird aufgrund dieser neuen Vorgaben rund jeder dritte Wohnungskäufer und Häuslbauer in spe keinen Kredit mehr erhalten. Auch Umschuldungen werden davon betroffen sein. Wer angesichts der rapiden Inflation und trotz der hohen Immobilienpreise sein Sparguthaben in Immobilien umschichten möchte, sollte daher das Zeitfenster der kommenden zwei Monate noch nutzen, wenn er dafür einen Kredit benötigt.