Zum Hauptinhalt springen

Freunde und Feinde erweisen dem "Löwen von Damaskus" letzte Ehre

Von Hans Dahne

Politik

Kairo/Damaskus - Langjährige Freunde und Feinde erwiesen Syriens Präsidenten Hafez Assad, dem "Löwen von Damaskus", die letzte Ehre. Insbesondere Palästinenser, Jordanier und Iraker hoffen, dass unter der Nachfolge von Assads 34-jährigem Sohn Bashar endlich Tauwetter in ihre Beziehungen zu Syrien einzieht.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zu Assads Intimfeinden gehörte zeit seines Lebens die Führung des anderen Flügels der Baath-Partei im benachbarten Irak. Dort hatte Präsident Saddam Hussein nach seiner Machtergreifung im Juli 1979 eine angebliche syrische Verschwörung aufgedeckt und 21 hochrangige Politiker erschießen lassen. Im Krieg zwischen dem Irak und Iran nahm Assad dann die Partei Teherans. Jetzt erwies immerhin der irakische Vizepräsident Taha Muhieddin Maruf in Damaskus Assad die letzte Ehre.

Auch der junge König Abdullah von Jordanien kondolierte dem 34-jährigen Assad-Sohn Bashar. Beide Väter verband über Jahre hinweg eine herzliche Abneigung. Die Jordanier hielten Assad immer die syrische Waffenhilfe für palästinensische Aufständische sowie Gebietsansprüche im Rahmen eines großsyrischen Reiches vor. Assad machte nie Hehl daraus, dass er in König Hussein eine "Marionette der USA und Israels" sah. Möglicherweise weichen jetzt die atmosphärischen Störungen zwischen beiden Ländern.

Auch Palästinenserpräsident Yasser Arafat, im Alter von 70 Jahren einer der letzten lebenden Kämpfer der alten Garde, machte in Damaskus seine Aufwartung. Arafat war nach Darstellung vieler Kommentatoren für Assad das rote Tuch schlechthin. Die Männerfeindschaft war so konsequent, dass sich Assad zuletzt weigerte, an einem Treffen arabischer Frontstaaten Israels teilzunehmen. Arafat wehrte sich stets gegen eine vereinnehmende syrische Umarmung und haderte mit seinem 55-tägigen Gefängnisaufenthalt 1966 in Damaskus sowie mangelnder syrischer Unterstützung. Assad grämten die fehlenden Absprachen sowie der Alleingang der Palästinenser im Oslo-Friedensprozess.

Wenig überraschte die Anwesenheit der Präsidenten aus dem Libanon und dem Iran, Emile Lahoud und Mohammed Khatami. Syrien betrachtet sich als Schutzmacht im Libanon und Verbündeter des Iran. Auch die Anwesenheit von Kronprinz Abdallah aus Saudiarabien unter den Trauergästen war keineswegs ungewöhnlich. Abdallahs Frau stammt aus dem Assad-Clan.

Der ebenfalls angereiste ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat zuletzt immer wieder bestritten, dass es Spannungen im Verhältnis zu Syrien gibt. Der plötzliche Stopp der ägyptischen Armee im Krieg gegen Israel von 1973 und der folgende Separatfrieden Ägyptens mit Israel von 1979 hatte Assad aber bis zuletzt misstrauisch gemacht.

Auffällig war auch eins: Anders als bei den Begräbnissen von König Hassan II. von Marokko und König Hussein von Jordanien im vergangenen Jahr war von den führenden westlichen Staats- und Regierungschefs nur Frankreichs Präsident Jacques Chirac gekommen. Assad zählte eben nie zu den Verbündeten der USA. Deren Außenministerin Madeleine Albright traf den als clever, aber unbequem geltenden Assad mehrfach. In diplomatischen Kreisen wird immer wieder kolportiert, wie Assad in einer Art Ermüdungstaktik oft stundenlange Vorträge über Geschichte oder Nebensächliches hielt.