Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Kailash Satyarthi und Malala Yousafzei ist eine Bestätigung für alle, die Mahatma Gandhis Weg der Gewaltlosigkeit verfolgen.
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"An eye for an eye makes the whole world blind." (Das Prinzip Auge um Auge macht die ganze Welt blind.) Dieser Ausspruch von Mahatma Gandhi bringt seine Philosophie des gewaltlosen Widerstands auf den Punkt. Rund um den Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit an Gandhis 145. Geburtstag (2. Oktober) wurde dieser Satz zuletzt häufiger zitiert.
Dass Gandhi in diesem Zitat auf Hammurabis Gesetzbuch Bezug nimmt, das die Vergeltung einer begangenen Tat am Opfer in der Begehung derselben Tat am Täter vorsah, lernen österreichische Schüler in der Regel bereits in der sechsten Schulstufe. Das gehört also zum Allgemeinwissen, möchte man meinen.
Jedoch: Trotz Aufwärtstrend in der Statistik ist selbst Grundschulzugang global gesehen keine Selbstverständlichkeit. Dies macht das Schaffen der heurigen Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi und Malala Yousafzei umso präsenter. In ihren Heimatländern, Indien und Pakistan, ist der freie Bildungszugang - unabhängig von Geschlecht, sozialem Hintergrund oder Religion - ein großes Thema.
Die beiden Ausgezeichneten setzen sich für Kinderrechte und Bildungszugang ein und riskieren dabei auch ihr Leben. Dass ihr Einsatz Anerkennung findet, gibt Hoffnung: Der 60-jährige Kailash Satyarthi hat mit seiner Arbeit die Zukunft von zahlreichen Kindern in Indien gerettet und ihnen ein besseres Morgen ermöglicht. Und Malala Yousafzei ist durch ihren Aktivismus mit ihren gerade einmal 17 Jahren weltweit zu einem Vorbild für eine ganze Generation geworden.
Die durchschnittliche Bevölkerung Indiens ist 25 Jahre alt. Der Bildungsgrad dieses Durchschnitts wird die Zukunft dieses Landes wesentlich mitentscheiden. Was diese Generation heute prägt, wird ihre Entscheidungen morgen beeinflussen. Kailash Satyarthi beschreibt sein Land als eines mit hundert Problemen und einer Millionen Lösungen. Bildung ist eine Lösung für eine große Anzahl dieser Probleme, insbesondere der sozialen Schere im Lande. Dieses Problem begleitet Indien zunehmend, obwohl und weil es als "Emerging Market" in Technologie, Innovation und Unternehmertum wächst. Wer ungebildet bleibt, sieht wenig von diesem Fortschritt. Dies wiederum führt zu Resignation, Frustration und Konfrontationen, mitunter gewaltsam.
Um diese Schere zu verkleinern, müssen Menschen ihre finanzielle und berufliche Situation verbessern können. Das erfordert Bildung. Kailash Satyarthi und Malala packen das Problem an der Wurzel an und setzen sich für genau diesen Zweck ein. Dieser Einsatz wird die Zukunft nicht nur der heutigen, sondern auch zukünftiger Generationen verbessern. Bleibt zu hoffen, dass Bildung auch Gandhis Vision der gewaltlosen Friedensschaffung neuen Antrieb verleiht. Bildung ist kein Garant dafür, aber ein wichtiger Schritt zur Sensibilisierung, dass Gewalt nicht der Weg ist, einen Konflikt auszutragen - weder im Großen noch im Kleinen.