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Friede für Nordirland?

Von Sigrun Saunderson

Analysen

Treffen von Blair und Ahern in der Krisenregion. | Mord an Spion überschattet Friedensbemühungen. | Wenn es nicht immer wieder darum ginge, ob die IRA nun noch aktiv ist oder nicht, hätte der Mord an Denis Donaldson wirklich nichts mit dem nordirischen Friedensprozess zu tun. Aber genau darum geht es - zumindest der protestantisch-unionistischen Seite des Landes. Da hilft es auch nicht, dass die irisch-republikanische Terrororganisation letztes Jahr offiziell unter großem Aufsehen ihre Waffen niedergelegt hat.


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Ian Paisley, Führer der protestantischen Democratic Unionist Party, bleibt unbeugsam: So lange der IRA noch irgendwelche kriminelle Aktivitäten nachgewiesen werden können, wird sich seine Partei, immerhin die wählerstärkste des Landes, nicht zu einer gemeinsamen Regierung bewegen lassen. Dass er auch hinter jedem Schuss ins Knie eine geplante IRA-Kampagne vermutet, legt nahe, dass er und seine Anhänger diese gemeinsame Regierung ohnehin nicht wollen.

Da kommt der Mord an einem Spion der britischen Regierung gerade recht - besonders wenn neue friedensstiftende Gespräche zwischen den Premierministern Großbritanniens und Irlands, Tony Blair und Bertie Ahern, anstehen. Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, steht für Ian Paisley der Schuldige schon fest: "Es besteht kein Zweifel, dass die IRA für den Mord verantwortlich ist."

Blair und Ahern versuchen, sich von solchen Reden nicht von ihrem Friedensplan abbringen zu lassen. Sie werden am heutigen Donnerstag nach ihrem Treffen im nordirischen Armagh einen neuen Zeitplan für die Wiederaufnahme der Lokalregierung verlautbaren.

Dabei wollen sie den beiden verfeindeten Extremisten-Parteien Sinn Fein und Democratic Unionist Party bis zum 24. November Zeit geben, um sich über die Bedingungen einer neuerlichen gemeinsamen Regierung zu einigen.

Beide Politiker bemühen sich, die Mörder als Einzelpersonen ohne Verbindungen zu einer politischen Partei darzustellen. "Wir können nicht verhindern, dass einzelne Leute auf beiden Seiten Gewalttaten begehen. Aber wir können verlangen, dass jede politische Partei frei von solchen Dingen sein muss," sagte Blair. Sein irischer Kollege versicherte, dass die irische und die britische Regierung sich nicht von Gewaltakten beeinflussen ließen, dass diese aber selbstverständlich die Verhandlungen erschweren: "Jedes Mal, wenn neuerlich Spannungen entstehen, werden die Dinge wieder schwieriger - und es passiert immer irgendetwas."

Tatsächlich passiert immer etwas, sobald wieder Hoffnung auf eine Lösung des Nordirland-Konfliktes aufkeimt. Ein Bankraub, ein Bombenanschlag oder ein Mord. Und es gibt immer jemanden, der darin ein Zeichen dafür sieht, dass die jeweilige Gegenseite eben doch nicht zum Frieden bereit sei.