Zum Hauptinhalt springen

"Friedensleitung" schafft US-Unmut

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Wirtschaft

Iran wendet sich mit Gas nach Osten. | Energiehunger in Indien und Pakistan. | Islamabad. Indien und Pakistan verärgern derzeit ihren Bündnispartner USA: Islamabad und Teheran sind in der Endphase schon 1994 begonnener Verhandlungen über ein umfangreiches Gasabkommen. "Jetzt gibt es kein zurück mehr", erklärt ein iranischer Diplomat gegenüber der "Wiener Zeitung" stolz. Die neue Gaspipeline, die gegen den Willen Washingtons durchgesetzt wird, soll den Persern neue Absatzmärkte eröffnen und zusätzlich als weiteres Ventil gegen die Sanktionsmaschinerie, die wegen des laufenden Streits um Irans Atomprogramm verschärft worden ist, dienen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das nach den Anfangsbuchstaben der beteiligten Länder Iran, Pakistan und Indien benannte IPI-Projekt bringt das Mullahregime aus der Isolation: Iran bekommt mit der Südost-Route eine neue Option. Denn die angestrebten Lieferwege westwärts - wie etwa die unter Federführung der heimischen OMV geplante Nabucco-Pipeline - sind derzeit politisch blockiert.

Pakistans Präsident Perez Musharraf will mit der Unterzeichnung des IPIVertrags gleich zwei politische Probleme lösen: Einerseits braucht Pakistans stark wachsende Wirtschaft dringend eine bessere Energieversorgung. Andererseits strebt Musharraf eine Aussöhnung mit Erzfeind Indien an. Obwohl noch nicht ganz sicher ist, ob die neue pakistanische Armeeführung den Versöhnungskurs des Ende 2007 als Armeechef zurückgetretenen Musharraf unterstützt, gilt das Pipeline-Projekt als fix. In arabischen Medien wird die neue Gaspipeline bereits als "Friedensleitung" bezeichnet.

Indien will auch

Nuklear-Deal mit USA

Während Pakistan schon definitiv mit an Bord ist, zögert Indien noch. Delhi versucht derzeit, mit Washington einen Atom-Deal unter Dach und Fach zu bekommen: Die USA sollen die so genannte "Nuclear Suppliers Group" überzeugen, dass der Atommacht Indien zivile Nukleartechnologie geliefert werden darf. Da macht ein Iran-Geschäft keine gute Optik in Washington. Prinzipiell will Delhi aber, dass die Pipeline bis nach Indien verlängert wird - denn das aufstrebende Schwellenland braucht für sein gewaltiges Wirtschaftswachstum immer mehr Rohstoffe.

Iran mit riesigen Gasreserven

Geplant ist, dass über die zunächst auf sieben Milliarden Dollar veranschlagte IPI-Pipeline fast 30 Millionen Kubikmeter pro Tag an Pakistan und Indien geliefert werden. In Betrieb gehen soll die IPI-Pipeline 2011. Von den geplanten 2600 Kilometern Gesamtlänge verlaufen 1100 Kilometer auf iranischem Territorium. Von diesem Teilstück ist die Hälfte bereits fertiggestellt.

Der Iran, der über fast ein Sechstel der weltweiten Erdgasreserven verfügt, will nach Angaben des Iran-Experten Kaveh Afrasiabi seinen Gasexport über Pipelines von 13 Millionen Kubikmetern pro Tag im Jahre 2006 bis 2025 auf mehr als 300 Millionen Kubikmeter erhöhen. Noch einen Schritt weiter geht bereits Irans Finanzminister Davoud Danesh Jafari: Er will das Röhrensystem bis Thailand, Singapur und Malaysia verlängern. Dies würde das Projekt auf 22 Milliarden Dollar verteuern.