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Friedensmuseum in der Blutgasse

Von Heike Hausensteiner

Wissen
Diese Bertha-von-Suttner-Büste wurde 2013 von der niederländischen Künstlerin Ingrid Rollema geschaffen .
© Peace Museum Vienna

Weltweit erstes Straßenmuseum zu pazifistischem Thema in Wien eröffnet.


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Wien. Diese Woche ist die "Bertha von Suttner Woche". In Den Haag jedenfalls. Denn vor 100 Jahren, am 21. Juni, starb die erste Frau - und erste Österreicherin -, der der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Das war im Jahr 1905. Und vor 125 Jahren erschien ihr berühmtestes Werk, "Die Waffen nieder!".

In Wien werden die Passanten, die durch die sinnige Blutgasse hinter dem Stephansdom gehen, in Zukunft von vergrößerten Bertha-von-Suttner-Bildern in Fenstern begleitet. Sogenannte "Fenster für den Frieden". Dieser neu gestaltete Innenstadt-Abschnitt ist Teil des "Friedensweges" und des Wiener Friedensmuseums, das gestern Abend offiziell eröffnet wurde. Andere innerstädtische "Friedenswege" gibt es in Europa neben Den Haag auch in Berlin, Budapest, Manchester und Turin. Sie alle sind EU-geförderte Projekte des Grundtvig-Programmes für lebenslanges Lernen.

Mehr als 150 Friedenshelden sollen präsentiert werden

Das Besondere: Das neue Freiluftmuseum in Wien ist jederzeit frei zugänglich. Es wird künftig mehrere Vorbilder für Frieden darstellen, darunter auch Nelson Mandela, den Dalai Lama und die heiliggesprochenen Päpste - neben Wiens ureigener Friedensbotschafterin. "Unser Ziel ist es, ab 18. Juni 2014 mehr als 150 Friedenshelden in den Fenstern der Blutgasse zu präsentieren", so Liska Blodgett, Hauptinitiatorin und Präsidentin des Vereins Friedensmuseum Wien. Zum Museums-Team zählt unter anderem auch Erich Leitenberger, ehemaliger Chefredakteur der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress und jetzt Sprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen Österreichs (ÖRKÖ).

Die Vision von Liska Blodgett ist, dass sich Menschen auch außerhalb von Museums-Öffnungszeiten mit dem Thema Frieden auseinandersetzen und dass der Friedensgedanke in eine breite Öffentlichkeit getragen wird. Die Blutgasse in der Innenstadt zählt denn auch nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den am meisten frequentierten Gassen der Bundeshauptstadt; hier werden bis zu 2000 Touristen täglich gezählt.

Porträtiert werden soll das Leben von Menschen, die sich ideell für den Frieden eingesetzt haben. Das fördert die Erinnerung und Aufklärung, hoffen die Initiatoren. Indem sie die Taten von bekannten und weniger bekannten "Friedens-Helden" erklären, sollen die Menschen dazu inspiriert werden, selbst etwas für Frieden und Toleranz zu tun, so die Hoffnung. Auch Musiker wie Daniel Barenboim, John Lennon und Yusuf Islam alias Cat Stevens sind dabei. Auf diese Art möchte man Schüler ebenso ansprechen wie Erwachsene, die sich für Friedenskultur und Geschichte interessieren - und nicht nur Wien-Touristen.

Internationales Netzwerk für Friedensmuseen

Zumindest für die kommenden zwei Jahre und vielleicht darüber hinaus sind weitere "Fenster für den Frieden" in der Domgasse, Schulerstraße und Grünangergasse, am Franziskanerplatz, in der Stroblgasse und Singerstraße geplant. Auch soll es künftig noch ein "Friedenscafé" geben sowie eine "Friedensmauer", in Anlehnung an die "Liebesmauer" in Paris. Darauf werden Besucher wie Künstler gleichermaßen ihre Friedensbotschaft in welcher Sprache auch immer schreiben können.

Das Wiener Friedensmuseum, das dem internationalen Netzwerk für Friedensmuseen angehört, ist das erste und derzeit einzige derartige Straßenmuseum weltweit. Doch das ist nur ein Teil der Ausstellung. Die zweite Hälfte des Friedensmuseums bilden klassische Ausstellungsräume in der nahe gelegenen Grünangergasse 1, in denen Kunstwerke zum Thema Frieden präsentiert werden. Den Beginn macht der politische Maler Werner Horvath aus Linz. Die Vernissage seiner Malereien, die sich hauptsächlich mit dem "Kampf der Kulturen" befassen, findet am heutigen Mittwochabend um 18 Uhr statt. Bereits am Vormittag wird erstmals der jährliche "Bertha von Suttner-Friedenspreis" vergeben.