Fiskus sieht von den 600 Mio. Euro | +++ Privatstiftungen verringern Steuerlast. | Wien. Mit dem Verkauf ih res 21-Prozent-Pakets an die Voestalpine casht die private Investorengruppe um Rudolf Fries - sie ist Kernaktionärin des börsenotierten Edelstahl-Riesen Böhler-Uddeholm - groß ab. Sie erlöst bei ihrem Ausstieg nahezu 740 Millionen. Als Veräußerungsgewinn fallen um die 600 Mio. Euro an, die - völlig legal - weitgehend steuerfrei in die Taschen von Fries und dessen Partnern fließen.
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In Summe geht es um eine Steuerersparnis von bis zu 150 Mio. Euro - um ein Viertel des Gewinns, das im Regelfall sonst an den Fiskus zu zahlen wäre. Welche Vorteile kann sich die Fries-Gruppe dabei zu Nutze machen?
Die Gruppe - ihr gehören neben der Familie Fries u.a. der Linzer Industrielle Ernst Hable, Ex-Palmers-Chef Rudolf Humer, der Fruchtsaft-Industrielle Walter Scherb (Spitz) und Werbefachmann Hans Schmid an - hält ihre Böhler-Aktien über die BUIndustrieholding, ein Beteiligungsvehikel, das nun samt den darin liegenden Aktien an die Voest verkauft wird. Gesellschafter der Holding sind zu 80 Prozent die Privatstiftungen der einzelnen Investoren. Beim bevorstehenden Verkauf können sie Vorteile nutzen, die das heimische Steuersystem privaten Stiftungen seit 14 Jahren bietet.
Anders als Kleinanleger, die Gewinne aus Aktienverkäufen steuerfrei behalten dürfen, wenn sie nicht unterjährig verkaufen, sind Investoren, die mit mehr als einem Prozent an einer Gesellschaft beteiligt sind, bei Verkäufen grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt verpflichtet, 25 Prozent vom Gewinn an den Staat abzuführen.
Privatstiftungen haben es steuerlich viel besser
Private Stiftungen sind hier weit besser gestellt. Zwar sind auch sie steuerpflichtig (mit 12,5 Prozent des Gewinns, was im Fall der Fries-Gruppe 75 Mio. Euro ausmachen würde). Sie haben jedoch die Möglichkeit, Veräu ßerungsgewinne binnen Jahresfrist als stille Reserven entweder durch eine Beteiligung an einer bestehenden Gesellschaft oder in einer neu zu gründenden Kapitalgesellschaft wieder zu veranlagen.
"Damit wird die Besteuerung hinausgeschoben, sozusagen gestundet - latent ist sie aber weiter vorhanden", sagen Steuerexperten. Für die Fries-Gruppe ist von einer "riesigen Steuerstundung" die Rede. Fries selbst weiß noch nicht, wie er das Kapital neu veranlagt. Zur "Wiener Zeitung" sagte er: "Im Notfall lege ich das Geld aufs Sparbuch."