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Institute brauchen bis 2019 mehr als 19 Milliarden Euro. | Fraglich, ob alle jetzigen Aktionäre einen Beitrag leisten. | Wien. Österreichs Großbanken brauchen in den kommenden Jahren sehr viel Geld: Laut Nationalbank (OeNB) müssen sich die Kreditinstitute bis 2019 mindestens 19 Milliarden Euro an frischem Kapital besorgen, um dann die neuen Regulierungsstandards (Basel III) zu erfüllen. Da es im internationalen Wettbewerb nicht genügen wird, lediglich das vorgeschriebene Minimum zu erfüllen, dürften wohl noch einige Milliarden dazukommen.
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Das - und die Reprivatisierung notverstaatlichter Institute - wird zu einigen Verschiebungen in den Eigentümerstrukturen der heimischen Großbanken führen. Einen ersten Vorgeschmack liefert die Österreichische Volksbanken-AG (ÖVAG): Die regionalen Volksbanken überweisen ihrem Spitzeninstitut im Rahmen einer Kapitalerhöhung 300 Millionen Euro, damit die ÖVAG einen Teil ihrer erhaltenen Staatshilfen zurückbezahlen kann. Da die anderen ÖVAG-Aktionäre nicht mitziehen, wird ihr Anteil verwässert. Die deutsche DZ Bank verliert gar die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie.
Erste Group: Kein Bedarf
Insgesamt entfallen rund 6 Milliarden des Branchen-Kapitalbedarfs von mehr als 19 Milliarden Euro auf die Rückzahlung erhaltener Staatshilfen. Das sogenannte Partizipationskapital des Bundes muss durch Geld privater Investoren ersetzt werden - nicht nur, weil sich die finanziellen Konditionen für die Banken mit der Zeit verschlechtern, sondern auch, weil staatliches Partizipationskapital nach 2017 nicht mehr als Kernkapital gilt.
Wenig Gedanken muss sich hier wohl die Bank Austria machen. Diese hat keine Staatshilfen erhalten, darüber hinaus liegt die Kernkapitalquote nach zukünftiger Definition - eigenen Angaben zufolge - bereits jetzt bei 10 Prozent. Basel III verlangt hier sieben Prozent.
Auch bei der Erste Group heißt es, dass man diese Vorgabe bereits jetzt erfülle. Heuer soll zumindest ein Teil der erhaltenen Staatshilfe von 1,2 Milliarden Euro zurückgezahlt werden. Selbst bei einer kompletten Tilgung würde die Kernkapitalquote nur auf 7,7 Prozent sinken. Geld für allfällige Akquisitionen und das nötige Kapital für das geplante Wachstum könne aus den eigenen Gewinnen aufgebracht werden, heißt es.
Raiffeisen mit Spielraum
Das sind gute Nachrichten für die Kernaktionärin Erste Stiftung: Bei einer Kapitalerhöhung müsste diese - würde sie nicht mitziehen - sonst um ihre Sperrminorität fürchten. Allerdings kooperiert die Stiftung ohnehin eng mit dem zweitgrößten Erste-Aktionär, der spanischen Sparkasse Criteria Caixa.
Fragezeichen gibt es hingegen im Raiffeisensektor. Generalanwalt Christian Konrad hat eine Kapitalerhöhung für die börsenotierte Raiffeisen Bank International angekündigt. Ob - beziehungsweise in welchem Ausmaß - die Raiffeisen Zentralbank als Mehrheitsaktionärin mitzieht, ließ deren Chef Walter Rothensteiner zuletzt offen: Man habe auch den Spielraum, sich zurückfallen zu lassen.
Zu Änderungen kommt es so gut wie sicher bei der Bawag: Der US-Fonds Cerberus will in absehbarer Zukunft Kasse machen und seinen Anteil verkaufen. Die notverstaatlichte Hypo Alpe Adria wiederum muss voraussichtlich bis Ende 2014 wieder in private Hände kommen.
OeNB-Direktor Andreas Ittner warnte am Mittwoch davor, angesichts positiver Entwicklungen im Bankensektor in Euphorie zu verfallen. Es gebe "Risiken und Verwundbarkeiten". Laut einer Studie der Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers befindet sich das Volumen der faulen Kredite weiterhin auf hohem Niveau. Ittner geht davon aus, dass in den meisten Ländern Zentral- und Osteuropas heuer der Höhepunkt dieser Entwicklung erreicht wird.