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Frischhaltefolie und Benzin

Von Peter Bochskanl

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Irgendwie war er ärgerlich bis deprimierend, dieser Sonntag-Abend in ORF2. Zuerst ein deutscher Tatort mit degoutanter Leichenschau und an den Haaren herbeigezogenem Plot: aufgeschlitzte Prostituierte in Nahaufnahme und nach durchsichtigem Ablenkungsmanöver auf den falschen Verdächtigen endlich die "Lösung": Der Mörder agierte in Frischhaltefolie und ist nicht zurechnungsfähig. Auch die tolle Figur der in engsten Jeans agierenden, privatlebenlosen Kommissarin und ihres eher depressiv wirkenden Kollegen vom anderen Ufer konnten da nichts mehr retten. Man muss eigentlich ein wenig Mitleid mit den Drehbuchautoren und Regisseuren haben. Woher sollen die denn die vielen neuen und guten Ideen für die täglich zig Abendkrimis nehmen? Bei einem öffentlich-rechtlichen Sender mit gebührenfinanziertem Kulturauftrag stellt sich allerdings die Frage, ob die immerhin 786.000 Zuseher (25 Prozent Marktanteil) als Rechtfertigung genügen können.

Leider wird die Flut schlechter TV-Krimis ebenso wenig eingedämmt, wie die hohen Treibstoffpreise signifikant fallen werden. Eine matte Diskussion "im Zentrum" brachte eigentlich nur die wenig erbauende Erkenntnis der Aussichtslosigkeit, irgendjemand könnte entscheidend an der Preisschraube drehen. In der Marktwirtschaft kann man entweder schimpfen und zahlen oder seine Lebensgewohnheiten ändern. Wirksam helfen müsste der Staat nur den Pendlern, die täglich Stunden hinter dem Volant verbringen, um ein Einkommen zu haben.