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Frischzellenkur für Hubble

Von WZ Online

Wissen
Hubble bei der Arbeit
© NASA

Washington. "Trouble with 'Hubble'" nennen das die Leute von der US-Weltraumbehörde NASA - Ärger mit "Hubble". Gleich reihenweise fielen in den vergangenen Jahren Instrumente am legendären Weltraumteleskop aus. Selbst die Hauptkamera, mit denen die spektakulären Bilder von kollidierenden Galaxien und Gasnebeln aufgenommen wurden, ist seit 2006 ist nur noch beschränkt einsatzfähig. Außerdem wurden Batterien schwach, Sensoren gaben ihren Geist auf. Jetzt wird "Hubble" zum fünften und letzten Mal runderneuert.


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Am Montag (11. Mai, 20.01 MEZ) startet die Raumfähre "Atlantis" mit sieben Mann Besatzung an Bord zu einer elftägigen Mission, die Experten als extrem schwierig und nicht ohne Risiko einschätzen - am Ende soll "Hubble" besser sehen können als je zuvor.

Um für alle Notfälle gerüstet zu sein, steht auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida sogar ein zweiter Shuttle bereit, der jederzeit zu einem Rettungseinsatz starten kann. Denn anders als bei Flügen zur Weltraumstation ISS gibt es bei möglichen Problemen mit "Atlantis" keine Rückzugsmöglichkeit auf "sicheres Gelände".

Auch für den Fall, dass "Atlantis" etwa wegen Problemen am Hitzeschild nicht zur Erde zurückkehren kann, will die NASA vorbereitet sein. Im Fall der Fälle käme die Raumfähre "Endeavour" zur Hilfe, würde sich "Atlantis" bis auf rund 15 Meter nähern - dann würden die Astronauten mit dem Greifarm der "Endeavour" an Bord geholt.

Schon jetzt hat "Hubble", das 13 Meter lange und elf Tonnen schwere Teleskop, das seit 1990 im All schwebt, das Bild der Menschheit vom Weltraum revolutioniert. So gelang es etwa mit dem berühmten "Ultra Deep Field" auf einen Schlag rund zehntausend Galaxien in Milliarden Lichtjahren Entfernung aufzunehmen. Zu den Sternstunden zählt der Blick in die Anfänge unseres Universums. "Wir haben in der Tat Objekte sehen könne, die ihr Licht vor 13 Milliarden Jahren ausgesandt haben", sagt Dave Leckrone von der NASA. Der Blick in die Tiefe des Raums sei auch ein Blick in das "Säuglingsalter des Universums".

Wenn alles glatt verläuft, soll "Hubble" mit dem Roboterarm von "Atlantis" zunächst einmal "eingefangen" werden. Was die Astronauten dann bei ihren fünf geplanten Ausstiegen vor sich haben, ist kompliziert und erfordert Fingerspitzengefühl. "Es handelt sich eher um eine Gehirnoperation als um einen Einsatz auf dem Bau", heißt es bei der NASA. Shuttle-Kapitän Scott Altmann (49) und sein Team haben 116 neue Werkzeuge dabei, die eigens für diese Mission konstruiert wurden.

Als handwerklich schwierigste Aufgabe gilt die Reparatur des "Space Telescope Imaging Spectrographs", der seit 2004 nicht mehr funktioniert. Die Astronauten müssen mit rund 100 kleinen Schrauben hantieren. Gehen diese verloren, könnten sie in das Teleskop fliegen und Schaden anrichten. Eine echte Geschicklichkeitsaufgabe, vor allem in der Schwerelosigkeit.  

Gelingt den sechs Männern und einer Frau ihre Arbeit, wäre nicht nur das Weiterarbeiten des Observatoriums bis mindestens 2014 gewährleistet. Zugleich würde "die Effektivität des Teleskops zehn-bis siebzigmal verbessert", verspricht die NASA. Eine neue "Wide Field Camera 3" soll noch weiter in die Frühzeit des Universums schauen. Und ein "Cosmic Origins Spectrograph" soll bisher unerreichte Blicke auf schwach glimmende kosmische Objekte im Bereich der ultravioletten (UV) Strahlung ermöglichen. Außerdem müssen sechs Batterien sowie Teile der Gyroskope - Schwungkreisel, die eine exakte Ausrichtung des Teleskops erlauben - ausgewechselt werden. "Großes Finale der "Hubble"-Symphonie", nennt Leckrone die Mission überschwänglich. (APA/dpa)

Link:Hubblesite.org

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