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Die Demonstration vor dem Rathaus beim Empfang für "Pro:woman" zeigte Bedenkliches: Auf beiden Seiten herrscht die Bereitschaft zur Gewalt. Jene, die gegen Abtreibungen auftreten, finden nichts dabei, auf Frauen, die sich für einen Abbruch entschieden haben, psychischen Druck auszuüben. Erschreckend sind aber auch die Reaktionen der SPÖ: Sprüche, die anderen Menschen sagen, sie wären besser abgetrieben worden, sind eindeutig verbale Gewalt, die Wurzel vieler Übel.
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Fakten zum Thema wären ebenso angebracht wie echte Solidarität unter den Frauen. Statt in Empfänge für Unternehmen zu investieren, die Abbrüche durchführen, sollte die Stadt Wien Schwangere in Notlagen mehr unterstützen. Umgekehrt dürfen Frauen, die sich für einen Abbruch entscheiden, nicht bedrängt werden. Mitgefühl wünsche ich mir auch für die Kinder, um deren Leben es ja geht. Über sie wird überhaupt nicht gesprochen.
Vielleicht hilft für eine konstruktive Debatte die Erinnerung an einige Tatsachen und an Hoffnungen der SPÖ zur Fristenregelung. Schwangerschaftsabbruch ist prinzipiell strafbar, unter bestimmten Umständen allerdings straffrei gestellt, um die Betroffene nicht zu kriminalisieren. Heute glauben viele, ein Abbruch sei erlaubt oder es gebe ein Recht darauf. Die Regelung in Österreich ist eine der liberalsten in ganz Europa. In vielen Ländern sieht das Gesetz eine Bedenkzeit zwischen dem ärztlichen Erstgespräch und dem Abbruch vor oder die Mediziner müssen eine Beratung anbieten.
Ein Ziel bei der Einführung der Fristenregelung war, Schwangeren in Not einen medizinisch sicheren Abbruch zu ermöglichen. Das wurde erreicht und ist wichtig. Niemand will Frauen in die Illegalität drängen oder bestrafen. Die SPÖ spricht aber heute nicht mehr davon, dass es "in erster Linie um die Senkung der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche" ging (wie Justizminister Christian Broda 1973 sagte). Ist das überhaupt noch ein Ziel? Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Österreich keine Statistiken, wie viele Frauen abtreiben lassen und weshalb. Dabei würden Fakten eine sachliche Auseinandersetzung fördern.
Mit der Fristenregelung wurden einstimmig flankierende Maßnahmen beschlossen, die "den wirksamen Schutz des Lebens garantiert" (Hilde Hawlicek, SPÖ). Zwar wurden Familienberatungsstellen eingerichtet, aber es gibt zu wenige mit dem Schwerpunkt Schwangerenberatung. Vor allem fehlt eine kontinuierliche Bewerbung durch die öffentliche Hand. Die zuständige Staatssekretärin Christine Marek (ÖVP) griff nun eine langjährige Aktion-Leben-Idee auf: Wer einen Schwangerschaftstest kauft, soll auch Informationen über geeignete Beratung erhalten. Ein echter Durchbruch!
Beschämend ist, dass Schwangere, die sich bei entsprechender Hilfe für ihr Kind entscheiden würden, vor allem durch private Spenden unterstützt werden müssen. Wann gibt es endlich einen öffentlich finanzierten Hilfsfonds für sie?
Mag. Martina Kronthaler ist Generalsekretärin der Aktion Leben.