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Kongress über Kinderheilkunde und Komplementärmedizin in Wien.
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Wien. In den Ordinationen der Kinderärzte spielt die Komplementärmedizin keine unerhebliche Rolle mehr. Immer mehr Eltern fragen nach alternativen Therapiemethoden und wünschen Globuli (Homöopathie), Kräuteranwendungen (Phytotherapie) oder sanfte manuelle therapeutische Verfahren wie etwa die Osteopathie.
Gerade bei Kindern haben sich Alternativmethoden - auch bei Frühgeborenen - schon oft bewährt, wie Wolfgang Marktl, Präsident der Akademie für Ganzheitsmedizin (Gamed), im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont. Er plädiert für eine fundierte Forschung, denn "wenn man den Wunsch der Bevölkerung nach Alternativmethoden unterdrückt, wandert diese ab zu Scharlatanen".
Der derzeit in Wien stattfindende Kongress für Kinderheilkunde und Komplementärmedizin widmet sich dieser Thematik und bietet Information von einer Reihe von Medizinern aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Schweden.
Musik in der Neonatologie
Einer davon ist Andreas Lischka, Leiter der Neonatologie an der Kinderklinik Glanzing. Er wendet alternative Methoden - von Homöopathie bis zur Musiktherapie - in seiner Abteilung an. Vor allem bei Letzterer lassen sich wesentliche Veränderungen feststellen. So hat sich gezeigt, dass mittels Musiktherapie sowohl die Atem- als auch die Herzfrequenz der Kinder messbar herabgesetzt werden können. Damit haben die Frühchen einen geringeren Energieverbrauch und können ihre Kräfte sammeln, um sich so schneller erholen zu können. Die Mimik der Kinder ist nicht mehr schmerzverzerrt sondern entspannt. Wissenschaftliche Studien sind hier fast hinfällig, denn "ob ein Kind lächelt oder weint, kann ich genau feststellen", so Lischka. Trotzdem werden Überlegungen angestellt, wie man die Daten so verfeinern kann, um messbare Skalen entwerfen zu können.
In Glanzing kommt auch die sogenannte Cranio-Sacraltherapie (ein manuelles Verfahren ähnlich der Osteopathie) schon seit langer Zeit zur Anwendung - nämlich vor allem dann, wenn Schädelknochen verformt sind oder ein Neugeborenes stark asymmetrisch ist. Die Grundidee ist die Lösung von Verspannungen und Blockaden ohne den Einsatz von Medikamenten.
Erfolge kann Lischka auch auf dem Gebiet des Neonatalen Abstinenzsyndroms (NAS) verzeichnen, das bei Kindern von Drogenabhängigen vorkommt. Neben Morphinersatztherapien wird hier auch die Homöopathie eingesetzt. Erste Ergebnisse zeigen etwas kürzere Entwöhnungszeiten und damit eine raschere Zufriedenheit der Kinder, berichtet der Mediziner. Die Methodik soll auf jeden Fall fortgesetzt werden, um mittels einer höheren Fallzahl exaktere Aussagen treffen zu können.
Mehr Forschungsarbeit
In der Komplementärmedizin hapert es häufig an Studien, die von der Schulmedizin akzeptiert werden. Deshalb will sich die Gamed künftig umorientieren und sich als Forschungsinstitution mit Fortbildungsmöglichkeiten auf universitärem Niveau positionieren, betont Marktl. Klar sei, dass man die Forschungsmethoden aus der naturwissenschaftlichen Medizin nicht 1:1 übernehmen könne. Hier seien andere Methoden, wie Fall-Kontroll-Studien oder vergleichende Studien, anzuwenden.
Der Bogen des Kongresses spannt sich von Ayurveda über Laserakupunktur bis hin zur erfolgreichen Behandlung von ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) mit Homöopathie statt dem üblichen schulmedizinischen Wirkstoff Ritalin, wie der Schweizer Homöopath Heiner Frei aufzeigen wird. Auch Allergien, Asthma, Neurodermitis und Angststörungen sind Themen der Wiener Veranstaltung.