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OECD-Studie bestätigt: Österreich hat gute Berufsausbildung und starke Korrelation zwischen Bildung und Arbeitslosigkeit.
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Wien/Paris. Nur Luxemburg, die Schweiz, die USA und Norwegen geben mehr aus für Bildung als Österreich. Mit 14.361 US-Dollar (12.768 Euro) pro Jahr pro Schüler oder Student liegt Österreich um 3868 Dollar über dem OECD-Schnitt. Dagegen ist bei uns die Bildungsmobilität - also das Aufsteigen von Kindern in eine höhere Bildungsschicht als jene der Eltern - gering. Je höher der Bildungsgrad, desto geringer ist später die Arbeitslosigkeit - das gilt nahezu im gesamten OECD-Raum (35 Staaten), trifft aber in Österreich besonders zu. Dies zeigt die jüngste Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, "Education at a Glance 2016", die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Darin wird ein neuer Aspekt herausgearbeitet: Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen frühkindlicher Erziehung und dem späteren Leben. Je länger ein Kindergarten besucht wird, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, später Risikoschüler in Mathematik zu werden.
Für dieses Ergebnis wurde auf Daten aus der Pisa-Studie zurückgegriffen. Demnach fielen in Österreich 36 Prozent jener Kinder, die keinen Kindergarten besucht hatten, in die Gruppe der leistungsschwachen Rechner (OECD: 41 Prozent). Bei den Kindern, die höchstens ein Jahr im Kindergarten waren, betrug der entsprechende Anteil nur mehr 27 Prozent (OECD: 30 Prozent), bei einem längeren Kindergartenbesuch sogar nur mehr 17 Prozent (OECD: 20 Prozent).
Da trifft es sich gut, dass die Zahl der Kinder unter fünf, die den Kindergarten besuchen, sich jährlich verbessert. Die Statistik Austria veröffentlichte dazu am Donnerstag neue Zahlen. Demnach ist die Kinderbetreuung außer Haus so beliebt wie nie: Mittlerweile besuchen mehr als die Hälfte der Zweijährigen eine Betreuungseinrichtung (51,7 Prozent). Bei den Drei- bis Fünfjährigen lag die Betreuungsquote bei 93,3 Prozent.
Zweites Kindergartenjahr
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) setzen daher gemeinsam auf den Ausbau der Elementarpädagogik mit dem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr, das derzeit im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen mit den Ländern umgesetzt werden soll. Außerdem wird mit Hochdruck am Bildungskompass gearbeitet. Einen richtigen Schub erhoffen sich beide von einer großzügigeren Umsetzung der Schulautonomie. Da diese aber eine Fülle von Gesetzesänderungen betreffen wird, rechnen beide erst mit einem Ministerratsbeschluss um die Weihnachtszeit und einem Beschluss im Parlament erst im späteren nächsten Jahr.
Die hohen Bildungsausgaben in Österreich erklärt Andreas Schleicher, Direktor für Bildung in der OECD, mit der geringen Schüler-Lehrer-Betreuungsquote (ein Lehrer auf zehn Schüler - in der OECD kommen 14 Schüler auf einen Lehrer), der geringen Unterrichtszeit (die Unterrichtsstufen liegen an Österreichs Pflichtschulen bei 607 Stunden/Jahr, OECD-weit sind es 694 Stunden), der älteren und daher teureren Lehrerstruktur. Die relativ hohen Kosten stehen für Schleicher "in keinem guten Verhältnis zum Ertrag". Eine Tendenz gebe es: Die guten Länder im Bildungsvergleich entscheiden sich gegen kleinere Klassen, aber für eine bessere Unterrichtsqualität. Und an Österreichs Schulen fehle es an Zeit. Eine Ganztagsschule könnte das lösen, das sei aber in Österreich noch nicht Realität.
Ganztagsschulen
Aber auch daran werde gearbeitet, sagen Hammerschmid und Mahrer. Immerhin sollen 750 Millionen Euro von der Bankensteuerabschlagszahlung in den Ausbau der Ganztagsschulen fließen. Auch in dem Fall soll es Differenzen über die Verteilung geben - diesmal aber zwischen den Gemeinden, die ja Schulerhalter sind, und den Ländern, die das Geld gerne verteilen würden. Die Gemeinden würden sich diese Mittel lieber direkt beim Bund abholen, heißt es. Auch das ist Gegenstand der Finanzausgleichsverhandlungen.