Als Landeshauptmann, da war man früher schon wer. Doch den Wählern sind mittlerweile nicht einmal mehr ihre Kaiser und Königinnen heilig.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Abgewählte Politiker sind, man muss das den Jüngeren erklären, ein relativ neues Phänomen in dieser Republik. Lange waren überhaupt nur Bundespolitiker von diesem seltsamen Schicksal betroffen, allerdings auch nicht wirklich viele.
Das größte Risiko war über Jahrzehnte, dass man es sich mit der eigenen Partei verscherzte. Aber vom Wähler höchstpersönlich in die Wüste geschickt zu werden: Diese demokratische Höchststrafe war eine höchst rare Ausnahme.
Auf Landesebene war dieses Schicksal die längste Zeit überhaupt gänzlich unbekannt. Wer einmal Landeshauptmann war, blieb das auch bis zum Ende. Dann kamen allenfalls noch ein paar Ehrenämter zwecks Zeitvertreibs in der Pension. Aber dass sich ein ehemaliger Landeshauptmann am gemeinen Arbeitsmarkt verdingen muss, das gab es überhaupt nicht. Doch Dankbarkeit ist bekanntlich keine politische Kategorie (mehr).
Mittlerweile haben es sich die Wähler zur Gewohnheit gemacht, Politiker nicht nur nach Erreichen der persönlichen Pensionsgrenze ihres Sessels zu berauben, sondern sogar - wenn man so will - in voller Blüte ihrer politischen Schaffenskraft ins Ausgedinge zu befördern:
Gabi Burgstaller ist noch keine 50 Jahre alt, Gerhard Dörfler lächerliche 57, als sie nun vom Zorn der Wähler aus dem Amt gefegt wurden (Waltraud Klasnic hatte wenigstens das Frauenpensionsalter von 60 Jahren erreicht, als sie 2005 als steirische Frau Landeshauptmann - das hieß damals noch so - den Hut nehmen musste). Dem Tiroler Günther Platter, 58, wurde dieses Schicksal zumindest demoskopisch geweissagt; bewahrheitet hat es sich dann aber doch nicht.
Der Kärntner Dörfler hat sich mit letzter Kraft in den Bundesrat gerettet, auf Burgstaller wartet nun ein reservierter Platz in der Arbeiterkammer. Beide werden sich ihren Abgang aus der Politik in ihren Träumen wohl anders ausgemalt haben. Mitleid ist allerdings ebenfalls keine politische Kategorie. Häme ist, da wie dort, dennoch unangebracht.
In beiden Fällen zeigt sich, dass Politik, auch Landespolitik, nicht so anspruchslos ist, wie immer gerne behauptet wird. Nur mit immer neuen Variationen einer Politik der Gefühle lässt sich das politische Überleben an der Sonnenseite der Macht gottseidank nicht länger beliebig verlängern. Dass Überforderung und nackte Inkompetenz von den Wählern nicht mehr achselzuckend durchgewunken werden, nur weil ihre Träger menschlich ganz angenehm scheinen, ist zweifellos ein Fortschritt; dass dies nicht immer schon so war, ein Grund zum Kopfschütteln.
Womöglich wird sich in den nächsten Tagen der eine oder andere Bundespolitiker, sei es bei einem Bier oder einem Glas Wein, darüber Gedanken machen, was wohl er in der Stunde null machen würde, wenn die Wahlen im Herbst dann doch nicht so ausgehen, wie man selbst es sich wünschen würde. Die Notwendigkeit, einen Plan B zu haben, wird auch für Österreichs Politiker zur Normalität. Das ist keine schlechte Sache, denn das Denken in Optionen vergrößert die Perspektive.