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Kongress in Wien blickt in die Zukunft der Vorsorgemedizin. | Wien. Rheuma, Diabetes, Demenz oder auch Allergien können dank medizinischer Fortschritte mittlerweile viel früher und exakter diagnostiziert werden. Die Vorsorgemedizin sieht sich hier auf den Plan gerufen. In der Regel schützt nämlich nur eine frühe Therapie vor oft drastischen und teuren Spätfolgen. "Das Angebot an Vorsorgemedizin ist in Österreich ausgezeichnet", betonte Oswald Wagner, Professor an der Medizinischen Uni Wien (MUW), am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Wiener AKH. Leider werde davon noch viel zu wenig Gebrauch gemacht. So leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung an Diabetes. Der Großteil davon werde aber nicht behandelt.
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#Chance: Biobanken
Unter dem Titel "Zivilisationserkrankungen und altersassoziierte Erkrankungen" veranstalten dieser Tage die österreichische und deutsche Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie gemeinsam einen viertägigen Kongress. Neue Möglichkeiten frühzeitiger Diagnose und verbesserte Therapien, die genau auf den individuellen Patienten abgestimmt sind, stehen dabei im Zentrum.
Große Hoffnungen setzt Georg Endler von der MUW in die immer größer werdenden Biobanken, also Datenbanken mit Blutproben und DNA von Patienten. Bei der Rheumatherapie etwa habe es bisher Jahre gedauert, bis man das richtige Medikament für den jeweiligen Patienten gefunden habe. Dank der Biobanken ist das nun in wenigen Monaten möglich.
"Die Alzheimererkrankung beginnt meist 15 bis 20 Jahre vor dem Ausbruch der Demenz", berichtete Jens Wiltfang, Professor der Rheinischen Kliniken Essen. "Heute sind wir erstmals in der Lage, Alzheimer in dieser Phase bereits zu diagnostizieren." Die vorbeugenden Rezepte sind allerdings nicht neu: körperliche Bewegung, kognitive Aktivität, gesunde Ernährung, kein Übergewicht. "Allergien haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen", erklärte Susanne Spitzauer, Professorin an der Uni Wien. Die Ursachen seien bis heute nicht geklärt. Immerhin könnten auch hier jüngste Verbesserungen in der Diagnostik ein exakteres Profil des Patienten erstellen.
Was Schaden anrichtet
Alle Teilnehmer der Pressekonferenz waren sich einig, dass zurzeit eine pseudowissenschaftliche Privatindustrie viel Schaden anrichte. "Zumindest bei uns in Deutschland sind etliche Medikamente in den Auslagen von Apotheken entweder nutzlos oder schädlich", berichtete Peter Nawroth von der Uni Heidelberg.