Wenn die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, zieht es auch die Wiener Prominenz hinaus ins Grüne. Das "Wiener Journal" hat bekannte Persönlichkeiten nach ihren Lieblingsplätzen im Frühling gefragt.
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Grüner Schimmer spielet wieder
Drüben über Wies´ und Feld.
Frohe Hoffnung senkt sich nieder
Auf die stumme trübe Welt.
Ja, nach langen Winterleiden
Kehrt der Frühling uns zurück,
Will die Welt in Freude kleiden,
Will uns bringen neues Glück
Treffender als August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) kann man wohl kaum beschreiben, was in den kommenden Wochen in der Natur vorgeht. Die ersten warmen Sonnenstrahlen wecken Flora und Fauna aus dem Winterschlaf, verändern auch unseren Hormonspiegel (die einen bekommen wahre Frühlingsgefühle, die andern Frühjahrsmüdigkeit) - und bescheren vor allem den Gärtnern Arbeit. Jetzt gilt es nämlich die Wiener Blumenbeete wieder zu bestücken: Rund 300.000 Frühjahrsblüher wie Primeln, Bellis oder Violen werden derzeit eingesetzt, während etwa eine Million Tulpen- und Narzissenzwiebeln bereits seit vorigem November in der Erde stecken und demnächst ihre zarten Triebe den wärmenden Sonnenstrahlen entgegen strecken werden.
Und während auch rund um die Parkanlagen auf Frühling getrimmt und die 156 Trink- und Springbrunnen in den 23 Wiener Bezirken wieder aktiviert werden, genießen die zahlreichen Flaneure das warme Wetter - und hoffen, dass der Winter bis zum heuer relativ frühen Osterfest nicht doch noch einmal zurückkehrt.
Zwischen den Museen. Die Schönheit der Hauptstadt im März weiß auch Thomas Schäfer-Elmayer zu schätzen: Mit seinem Rex an der Leine ist er jeden Tag zweieinhalb Stunden mitten in Wien unterwegs. "Meistens gehen wir beide dann beim Heldenplatz oder zwischen dem Kunst- und dem Naturhistorischen Museum spazieren", erzählt der Chef der wohl bekanntesten Wiener Tanzschule. Der dreijährige Rex stammt eigentlich von einem Bauernhof in Niederöstereich, "als wir dort waren, hat er aber beschlossen, dass ich sein neues Herrchen sein soll", berichtet Elmayer, während er liebevoll seinen Vierbeiner am Kopf krault. "Es war Liebe auf den ersten Blick." Und der Rüde ist nicht nur treuherzig, sondern auch überaus folgsam. Ein kurzer Ruf genügt, und er steht still an Elmayers Seite, als ginge es für ihn um die Auszeichnung "bravster Hund der Welt". Eigentlich war sein Herrchen zunächst sehr skeptisch, in der Stadt einen Hund zu halten, noch dazu in der Wohnung. "Der Hund, mit dem ich früher in Vorarlberg gelebt habe, litt immer sehr, wenn wir Kurzurlaub in Wien machten." Ganz anders Rex: "Der liebt die Großstadt, weil da immer etwas los ist und es hier so viele interessante Gerüche gibt." Genügend Zeit müsse man halt für den Hund haben, betont Elmayer, ehe Hund und Herr den Ring in Richtung Heldenplatz überqueren.
Guerilla Gardening. Ein Stückchen weiter pflegt Christoph Wagner-Trenkwitz in seiner Wohngegend, der Mölkerbastei, Guerilla Gardening - also die Begrünung von öffentlichem Raum durch private Nutzer. "Wir werden uns dort auf einer eigenen Zauberwiese´ von zirka einem Quadratmeter vergnügen", so das Volksopern-Direktionsmitglied, das auf ein Einsehen der öffentlichen Stellen hofft: "Wenn die das schöne Platzerl nicht zum Müllabladeplatz verkommen ließen, wäre die Frühlings-Vorfreude noch größer!" Und wenn Wagner-Trenkwitz nicht gerade sein kleines Stückchen Paradies hegt und pflegt, bereitet er seine nächsten Soirées vor. Am 15. und 27. Mai knüpft er unter dem Titel "Schon geht der nächste Schwan!" an die erfolgreiche Produktion "Mein lieber Schwan" vom November 2006 an. "Das erneuerte Programm bietet wieder nicht ganz ernst gemeinte und hochgradig verblödelte Musikstücke aus Oper, Operette und Konzert", verspricht der Gestalter. Wenn sich Lars Woldt mit deutscher Gründlichkeit von Heinz Holecek das Wienerlied erklären lässt und auch noch der "Opernführer" Leo Slezak zu Wort kommt, bleibt garantiert kein Auge trocken.
Weinberge und Leberblümchen. Kinderbuchautor Thomas Brezina zieht es im Frühling in den Süden Wiens: "Mein Lieblingsplatz sind die Wiesen und Weingärten auf dem Maurer Berg." Das oberste Ende der Rudolf-Waisenhorn-Gasse in Liesing ist für ihn der Ausgangspunkt eines wunderbaren Spazierwegs, der auf einen Hügel führt, von dem aus man vom Wienerberg bis zum Gießhübl sieht. "Der Wald ist voll mit Leberblümchen, in den Wiesen gibt es violette Polster von Veilchen", schwärmt Brezina, der mit seinen Büchern eine ganze Generation beim Erwachsenwerden begleitet hat und längst nicht ans Aufhören denkt, sondern dieser Tage eine Comic-Version seiner Figur "Katie Cat" auf den Markt bringt. Und wenn er doch einmal genug hat von der Hauptstadt, dann sucht Brezina am nahen Neusiedler See Ruhe und Erholung.
Ruhe am Teich. Zurück nach Liesing: Dort sitzt nämlich Klaus Liebscher am liebsten am sogenannten Pappelteich und macht Rast, wenn er mit seinem Labrador unterwegs ist. "Die Spaziergänge im 23. Bezirk sind optimal, um den beginnenden Frühling bestmöglich zu nutzen", meint der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, der sich in dieser Grünoase vom Büroalltag entspannt. "Es ist jedes Mal ein besonderes Erlebnis, dort die wiedererwachende Natur zu beobachten."
Über die Eiserne Hand. Erholung sucht Sacher-Seniorchefin Elisabeth Gürtler, die nun auch die Spanische Hofreitschule führt, am liebsten im nördlichen Wienerwald. "Ich geh dann mit meinem Hund von Grinzing aus die steile Kaasgrabenstraße hinauf, dann über die Eiserne Hand auf den Kahlenberg und weiter auf den Leopoldsberg - und wieder zurück. Das ist ganz schön anstrengend, aber dafür hat man einen wunderbaren Blick." In solchen Momenten werde ihr dann immer bewusst, wie nah eigentlich das Zentrum der Großstadt Wien zum Erholungsraum Wienerwald sei, "das ist einfach toll".
Über die Nase. Oben auf dem Leopoldsberg könnte sie dem Wiener Dompfarrer begegnen. Toni Faber bricht nämlich am liebsten an seinen freien Tagen "bei Sonnenschein und ohne Mantel" vom Kahlenbergerdörfl auf und wandert über den Nasenweg auf den Leopoldsberg. "Dann ist für mich der Frühling gekommen, dann kann ich ein wenig den Kopf aus dem Alltag herausnehmen, mein Hirn auslüften und einen neuen Überblick bekommen." Gerade jetzt in der Fastenzeit würden die Sinne noch wacher als sonst, "und mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen genieße ich auch die Liebe Gottes in meinem Gesicht". Das Schöne dabei: Selbst bei dunstigem Wetter kann Faber immer den Steffl sehen.
Andreas Herzog. Rekord-Nationalspieler Andreas Herzog empfängt den Frühling in seinem Haus in Niederösterreich: "Am liebsten verbringe ich meine Freizeit mit meiner Familie." Er freut sich bereits auf die langen Spaziergänge mit dem Familienhund Mexx, einem Golden Retriever. Zur zweiten Heimat ist Herzog, der gemeinsam mit Josef Hickersberger das österreichische Nationalteam auf die Fußball-Europameisterschaft im Juni vorbereitet, sein Haus bei St. Johann im Pongau geworden. "Dort habe ich viele Freunde gewonnen und genieße die herrliche Berglandschaft, die zu jeder Jahreszeit wunderschön ist."
Augarten statt Golfplatz. Normalerweise hält es den Kabarettisten Reinhard Nowak ja um diese Jahreszeit am Wochenende gar nicht mehr in der Stadt. Der leidenschaftliche Golfer ist bisher so oft nach Schönfeld im Marchfeld gefahren, wie es nur ging. "Und wenn es Minusgrade hatte und die Finger schon fast Eiszapfen waren - das hat mich nicht abgehalten", erzählt er. Heuer ist aber alles ganz anders. Der frischgebackene Vater will nämlich so viel Zeit wie möglich mit seinem Kind verbringen. Und so wird Nowak, wohnhaft in Wien-Brigittenau, wohl in den kommenden Wochen eher im benachbarten Augarten - dem öffentlichen Park mit der ältesten barocken Gartenanlage Wiens - anzutreffen sein als auf dem Schönfelder Golfplatz. "Und vielleicht schaffe ich es dann auch endlich einmal, im Sommer das Open-Air-Kino im Augarten zu besuchen."
Hund und Natur als Therapeuten. Wenn Gerda Rogers die Natur spüren will, braucht sie daheim in Baden eigentlich nur aus dem Haus zu gehen. Gemeinsam mit ihrem Jack-Russel-Terrier Benny - "er ist zwar schon 17 Jahre alt, fast blind und taub, aber er marschiert munter mit" - und manchmal auch in Begleitung ihrer Schwester zieht es die Astrologin der Nation hinaus ins Grüne, etwa auf die Rudolfshöhe oder sogar bis Heiligenkreuz. "Da gibt es einen wunderschönen Weg durchs Helenental, da könnte ich stundenlang wandern", schwärmt Rogers. Manchmal folgt sie aber auch einem der vielen Fitness-Parcours, die durch die Badener Thermenregion führen. Zu ihren persönlichen Lieblingsrastplätzen gehört die alte Eiche beim Anningerhaus, die Kaiser Franz-Josef zu seinem 60-jährigen Regierungsjubiläum selbst gepflanzt haben soll. Oder sie genehmigt sich ein Backhendl auf der Rudolfshöhe, "und wenn´s mich überkommt, geh ich nach Sooß zum Heurigen". Am meisten fasziniert die leidenschaftliche Spaziergängerin aber die Aussicht. "Das ist ein Wahnsinn, was für einen weiten Blick man hat: bis zum Leithagebirge und bis zum Neusiedler See." Beeindruckt ist sie auch jedes Jahr aufs Neue davon, "dass bei uns wegen des milden Klimas die Forsythien fast einen Monat früher dran sind als in Linz, wo ich meine neue Praxis habe". Und wenn Gerda Rogers bei ihren ausgedehnten Wanderungen auch noch die Vöglein zwischen den Knospen zwitschern hört, "dann ist die Ruhe perfekt: Mein Hund und die Natur - die ersetzen jeden Therapeuten".
Mit den Elefanten relaxen. Alfons Haiders Stresstherapie führt in den Tiergarten Schönbrunn. "Bei der Beobachtung der Tiere versinke ich fast in eine kontemplative Ruhe - trotz der Menschenmassen, die durch den Zoo drängen", erzählt der vielbeschäftigte Entertainer. Und bei welchen Tieren hält er sich am liebsten auf? "Natürlich bei den Elefanten", lautet die prompte Antwort. Schließlich ist Haider auch ein leidenschaftlicher Sammler und hat mittlerweile an die 2500 Elefantenfiguren aller Art in seiner Wohnung stehen. Manchmal geht Haider aber auch nur ein paar Schritte hinaus auf die windgeschützte Terrasse: "Dort sauge ich dann die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf."
Inlineskates und Motorboot. Wer den Wissenschaftsminister in voller Sportaktion erleben möchte, braucht nur einen Ausflug in die Prater-Hauptallee zu machen. Sobald das Wetter und die Zeit es zulassen, schlüpft Johannes "Gio" Hahn in seine Inlineskates und dreht dort seine Runden zwischen Praterstern und Lusthaus. Ein weiterer Lieblingsplatz des Ministers, der zwar den Motorbootführerschein, aber leider kein eigenes Boot besitzt, ist die Marina Wien, quasi der Privathafen der Wiener Motorbootfans. "Ich bin überhaupt ein begeisterter Wiener. Und so genieße ich auch gern am Wiener Naschmarkt einen italienischen Espresso und genieße das Markttreiben", erzählt Hahn. Und nicht selten wird er auch auf einem der heimischen Fußballplätze gesichtet - "vor allem, wenn meine Grün-Weißen spielen". Mitarbeiter bezeichnen den Chef der Wiener ÖVP als "Stadtläufer", weil er seinen Arbeitsbezirk, die Innenstadt, und seinen Heimatbezirk, die Wieden, möglichst per pedes durchquert. "Dabei legt er dann oft so ein Tempo an den Tag, dass er seine Begleiter regelrecht abhängt", berichtet seine Sprecherin Martha Brinek mit einem Augenzwinkern.