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Sonnenchronik: Die Dauer der lichten Tage wächst nun weniger stark, vom 1. mit 14 Stunden 32 auf 15 Stunden 47 Minuten am 31. Die Dämmerung vom Sonnenuntergang bis zum Erscheinen der ersten Sterne, die "Bürgerliche", die bei 6 Grad Sonnentiefe endet, verlängert sich ein wenig von 0 Stunden 35 auf 0 Stunden 40 Minuten; die "Nautische", die bei 12 Grad Sonnetiefe bei fast völliger Dunkelheit endet, wächst von 1 Stunde 20 auf 1 Stunde 35 Minuten. Die Sonne, die in Widerspiegelung des Erdumlaufs durch den Tierkreis zieht, erreicht am 20. um 23.10 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit den Anfang des Tierkreiszwölftels Zwillinge.
Diese Wanderung der Sonne im Tierkreis beschreibt die wichtigste Ebene für unsere Erde - die Ebene der Erdbahn. Sie ist sehr genau die Mittelebene unseres Planetensystems. Daher stehen und bewegen sich Sonne, Mond und Planeten von der Erde aus gesehen in einem schmalen Himmelsband, in dem die ungleich großen Tierkreissternbilder stehen. Sie gaben den gleich großen Tierkreiszwölfteln - den Tierkreiszeichen - die Namen.
Seit dem ersten Jahrhundert n.Chr. haben sich aber die Tierkreissternbilder gegen ihre Zeichen verschoben, sodass im Zeichen "Zwillinge" jetzt das Sternbild Stier steht. Dies hat seinen Grund in einer langsamen Verlagerung der Erdachse gegen den Sternenhimmel, der "Präzession". Die drehende Erde ist ein Kreisel, der sich gegen eine Veränderung seiner Achslage durch die Anziehungskraft, vor allem der Sonne, so wehrt, dass seine Achsneigung praktisch beibehalten wird, aber seine Achsrichtung einmal in knapp 26.000 Jahren am Himmel einen Kreis von 23,5° Halbmesser beschreibt. Deshalb rücken die Sterne um rund 1° in 72 Jahren im Tierkreis vor und nach 2156 Jahren haben sie sich um 1 Tierkreiszeichen verschoben. Gegenwärtig weist die Erdachse auf einen Punkt 0,7° neben dem Polarstern und wird nach rund 12.000 Jahren neben die Wega in der Leier zeigen. Näheres in Heft 1/2006 des Sternenboten, das gern unentgeltlich vom Astronomischen Büro zugesandt wird.
Mondchronik: Am 1. finden wir einen noch etwas mehr als halb erleuchteten Mond am Morgenhimmel. In sein Letztes Viertel tritt er am 2. im Wassermann. Zufolge der perspektivischen Schwankung der dunklen Mare-flecken gegen den Scheibenrand, der Libration, liegt der Mondsüdpol am 3. möglichst randfern und der Fleck Grimaldi dem linken Mondrand am allernächsten. Die zarte Altlichtsichel zeigt sich am 8. tief in der Morgendämmerung zwischen Ostnordosten und Osten; es ist die letzte sichtbare Mondphase vor dem Neumond am 10. Dieser ist mit einer maximal 6 Minuten dauernden ringförmigen Sonnenfinsternis verbunden, die uns leider entgeht, denn ihre Zone verläuft vom Nordwesten Australiens durch den mittleren Pazifik bis östlich der Marquesas-Inseln. Der Mond zeigt sich am 11. wieder als feine Neulichtsichel tief in der westnordwestlichen Abenddämmerung. Er steht tags darauf bei Jupiter und zieht vom Auf- bis zum Untergang in höchster Himmelsbahn. Am 13. durchläuft er seine Erdferne in den Zwillingen. Die Libration schiebt am 17. den Mondnordpol in möglichst randferne Lage und nach dem Ersten Viertel am 18. im Sextanten rückt sie am 20. das kleine Mare Crisium sehr randnah. Am 22. und 23. steht der Mond nahe Saturn. Der Vollmond wird am 25. im Skorpion von einer bei uns leider unsichtbaren kleinen partiellen Halbschatten-Mondfinsternis begleitet. Sie wäre auch mit freiem Auge unsichtbar. In niedrigster Himmelsbahn vom Auf- bis zum Untergang über den Himmel ziehend, durchläuft der Mond am 26. seine Erdnähe im Schlangenträger. Am 30. liegt zufolge der Libration der Mondsüdpol so randfern als möglich. Das letzte Mondereignis ist das Letzte Viertel am 31. im Wassermann.
Planetenlauf: Merkur ab 22. tief in der Abenddämmerung nahe Westnordwesten in Stier und Zwillingen. Planetenbegegnung am tiefen Westnordwest-Himmel: Am 24. Merkur nahe Venus und am 26. nahe Jupiter. Venus steht tief in der Abenddämmerung nahe Westnordwesten in Widder und Stier. Am 28. finden wir sie nahe Jupiter. Mars ist unsichtbar. Jupiter steht bis 30. abends vorerst noch niedrig, später tief im Westnordwesten im Stier. Saturn leuchtet abends zunächst niedrig nahe Südosten, bis später hoch im Süden in Waage und Jungfrau.
Sternenbilderhimmel: Unsere Karte gilt für den 1. um 22.17 Uhr und für den 21. um 20.57 Uhr. Die Himmelsrichtung, in die wir blicken, liegt auf der Karte unten. Die Kästchen mit J und S bedeuten Jupiter und Saturn. Der strichlierte Kreisbogen deutet den Zug der Milchstraße an. Der Frühlings-Sternenhimmel zeigt noch ein Stück des Großen Sechsecks um Orion mit Kleinem Hund, Zwillingen und Fuhrmann und auch schon einen Teil des Großen Norddreiecks mit Leier und Schwan. Der Große Bär steht nahe beim Himmelsscheitel; unter ihm finden wir den Löwen. Verlängern wir die Linie seiner Schwanzsterne - oder die Deichsel des Himmelswagens - führt sie uns zum Hauptstern des Bärenhüters und weiter zu dem der Jungfrau. Tief im Süden steht der Rabe. Wenn sich seine Sterne abends im Süden in einem Weiher spiegeln, stünde dort, wo wir ihr Spiegelbild sehen, das Kreuz des Südens.
Freiluftplanetarium: Stadtlokal, Sa. 18. Mai, 19 Uhr, Wien 1, Walfischgasse 12: Die Sternwarte Michelbach im Zentralraum Niederösterreichs (Gabriele Gegenbauer, Peter Messer und Gerhard Kerner). Spenden erbeten.