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Der Wiener Aktienmarkt startete mit einer schwachen Kursentwicklung in den Frühsommer. Unabhängig vom internationalen Börsenszenario prägten in der abgelaufenen Woche das Desaster von Libro und der durch eine Analyse ausgelöste Kursverfall des Indexschwergewichts OMV das Geschehen am heimischen Aktienmarkt.
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Wien bewies, wie schon so oft in diesem Jahr, wieder einmal Eigenständigkeit. Diesmal allerdings mit negativem Ausgang. Vor allem die Geschehnisse um Libro waren für die Moral der gesamten Börse äußerst schlecht. Das nunmehr angemeldete Ausgleichsverfahren der Buch- und Medienhandelskette sollte nun aber der erste Schritt für einen Neubeginn sein. Kenner der Szene vermuten, daß zur Sanierung allerdings auch ein Kapitalschnitt notwendig sein dürfte. Die Libro-Aktie verzeichnete jedenfalls einen neuerlichen schweren Kurseinbruch, wobei sie zeitweise mit nur noch einem Zehntel des seinerzeitigen Ausgabepreises (29 Euro) bewertet wurde.
Gehörigen Druck auf den ATX übte auch die OMV-Aktie aus, nachdem diese durch die Credit Suisse First Boston (CSFB) von zuvor "halten" auf "verkaufen" zurückgestuft wurde. CSFB nannte in ihrer Analyse ein Kursziel von 90 Euro, woraufhin OMV im Wochenabstand um 12% auf 99 Euro abgesackt ist. Damit war die indexgewichtige OMV-Aktie zu einem wesentlichen Teil für den ATX-Rückgang verantwortlich.
Wenig Beachtung gefunden hat die Börseneinführung des Grazer Maschinenproduzenten Andritz. Die zu 21 Euro emittierte Aktie startete mit 20 Euro und bewegte sich im Wochenverlauf mühevoll und langsam in Richtung des Ausgabepreises. Die erste Börsenwoche schloß Andritz mit 20,79 Euro.
Der Blue Chip Index ATX verlor in der letzten Juniwoche 2,4% und schloß mit 1.206,82 Punkten. Demgegenüber verzeichnete der ATX MidCap sogar ein leichtes Plus von 0,4%. Der den Gesamtmarkt umfassende WBI ging im Wochenabstand um 2,2% auf 488,35 Zähler zurück. Die Wiener Börse hat damit schlechter abgeschlossen als der Durchschnitt der europäischen Aktienmärkte. Sowohl der Dow Jones Euro Stoxx als auch der weiter gefaßte Dow Jones Stoxx verzeichnete ein kleines Plus. Positiv abgeschlossen hat überraschend der Vienna Dynamic Index (ViDX) mit plus 0,6%. Die Wiener wachstums- und technologieorientierten Werte zeigten damit in etwa die gleiche Entwicklung wie der NEMAX 50.
Im ATX-Segment war der Internet-Sportwettenanbieter BETandWIN.com mit einem Plus von 6,2% der größte Gewinner. Fester präsentierten sich auch Telekom Austria (+2,7%), Mayr-Melnhof (+2,5%) und VA Stahl (+2%). Neben Libro und OMV erlitten auch Verbund (-12,7%) einen scharfen Kursrückgang. Auch der zweite Energieversorger EVN bröckelte stärker ab (-7,1%).
Der B-Markt zeigte in der Berichtswoche ein völlig ausgeglichenes Kursbild. Positiv in Szene setzen konnten sich vor allem Performance AG (+13,9%), gefolgt von Semperit (+11,1%), Do & Co (+5,6%) sowie Agrana (+4,1%). Die Liste der Verlierer führte Austria Haustechnik mit einem Kursverlust von 8% an. Deutlich schwächer notierten auch der Börsenneuling CLC (-4%) und Österreichs größter Getränkekonzern BBAG (-3,4%).
Bei den im C-Markt notierten Small Caps legten General Partners um mehr als 20% zu. Kräftig erhöht haben sich weiters HTA (+16%), Hild Vorzug (+15%) sowie Vogel & Noot Wärmetechnik (+11%). Demgegenüber sackten die Stammaktien der Vogel & Noot Holding (-12%) auf einen neuen Jahrestiefstkurs ab. Der Vogel & Noot-Konzern wird nun mit finanzieller Unterstützung der Banken restrukturiert.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse