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Frühstück bei Bier

Von Andreas Rauschal

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Was am Land passiert, wenn zwecks Feiertags einmal die Arbeit ruht, muss sich der Städter so vorstellen: Nach dem Kirchgang geht es ab in die Wirtschaft, wo es nicht nur bezüglich Bratl und Bier ein Prosit der Gemütlichkeit setzt.


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Vor allem die Musi spielt eine Rolle, wenn es darum geht, den Lenz als Alltagsflucht anzulegen. Auch beim "Feiertagsfrühschoppen aus Matrei" herrscht darüber Klarheit: "Spuits auf, Buam!" Moderatorin Caroline Koller und der ORF werden dem Programmauftrag dabei gerecht. Es geht um Spiel und Spaß ebenso wie um Sach- und Volkskunde, Regionalförderung im Sinne der touristischen Balz oder den Minderheitenschutz als solchen. Schließlich ist die Volksmusik zwar das Echo der Berge, im Fernsehen reagiert dann aber doch ihre volksdümmliche Schwester. Stichwort: DJ Ötzi goes Hüttengaudi oder Florian "Grinse ich wirklich - oder ist das nur meine Maske?" Silbereisen. Der TV-Frühschoppen bleibt stur und muss von wegen "Zurück zum Ursprung" nicht erst dem Zeitgeist folgen. Die Musikanten und ihre Musik sind nämlich immer genau dort geblieben und bieten Brauchtumspflege in Reinkultur.

Bei hoher Bierdichte am Frühstückstisch und einem Dresscode, der die Vorzeichen auf Tracht stellt, wird also flott aufgegeigt, während die Vorstände der Felbertauern AG über die völkerverbindende Wirkung ihres Tunnels informieren, der das schöne Tiroler Land - immerhin - an Salzburg anschließt. Und auch der rüstige Rentner vom Heimatmuseum erweist sich als Schmähführer. Kurz: Die Welt ist gut, die Welt ist schön. Zumindest heute. Denn die Wiesen in Bergeshöhen wollen erst morgen gemäht werden.


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