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Frust in den Hütten

Von Thomas Seifert

Leitartikel

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Freude in Frankfurt, wo der Deutsche Aktien-Leitindex DAX ins neue Handelsjahr gestartet ist, wie er das alte beendet hat: mit neuen Rekorden. Am Donnerstag hat der Leitindex zum ersten Mal die Marke von 9600 Punkten geknackt. Der österreichische Aktienindex ATX zeigte sich zuletzt freundlich und liegt bei 2541 Punkten.

Doch die jüngste Arbeitslosenstatistik in Österreich ist keineswegs freundlich - im Gegenteil.

Im Dezember des vergangenen Jahres ist die Arbeitslosenquote auf 9,5 Prozent hochgeschnellt - jeder Zehnte arbeitsfähige Österreicher war damit arbeitslos. Die Arbeitslosenrate des Jahres 2013 erreichte den höchsten Stand seit 60 Jahren, nur 1953 war der Anteil der Jobsuchenden größer.

Und während die europäischen Institutionen und die österreichische Bundesregierung viel Energie und politisches Kapital aufgewandt haben, um die Folgen des von der Lehman-Pleite am 15. September 2008 ausgelösten großen Bankencrashs für die Finanzdienstleistungsindustrie zu lindern - über 1.600.000.000.000 Euro (in Worten: 1,6 Billionen) wurden in Europa an staatlichen Bankenhilfen gewährt -, war die Unterstützung für die Realwirtschaft und die von ihr beschäftigten werktätigen Massen vergleichsweise bescheiden. Wo bleiben die großen Würfe der Erweiterung neuer, moderner europäischer Infrastruktur-Netze, insbesondere in die EU-Mitgliedsländer Ost- und Südosteuropas? Oder Wärmedämmungs-Initiativen für die Bauwirtschaft (immerhin: Im Wiener Regierungsübereinkommen findet sich der "Energiesparscheck")? Anreize zum Upgrade der europäischen Industrien, zum Beispiel, um die Betriebe klimafit zu machen?

Die heimische Arbeitslosenstatistik hat auch ein weiteres - wenig überraschendes - Faktum zutage gefördert: Menschen mit niedriger Qualifikation sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. Wenn man liest, dass nach dem Ende der Schulpflicht ein Viertel nicht sinnerfassend lesen und ein Fünftel nicht ausreichend rechnen kann und jährlich 8000 Jugendliche ohne Abschluss die Schulen verlassen, weiß man bereits heute, woher die industrielle Reservearmee von Morgen sich rekrutieren wird. Der DAX ist im Abendhandel dann noch ein wenig gesunken (auf 9400 Punkte), aber die Anleger sind hochzufrieden und haben Gewinne mitgenommen. Ein Kursfeuerwerk an den Börsen bei gleichzeitigem Arbeitslosigkeitsrekord - das bringt Frust in den Hütten und Freude in den Palästen.