Sitzungen kosten Zeit und Energie. | Hierarchien lieber flach halten. | Wien. Wer schon immer der Ansicht war, dass Chef-Sein ein gemütlicher Job sei, wird von Fredmund Malik rasch auf den Boden der Realität zurückgeholt. Denn so leicht, wie es aussieht, ist es nicht. Gute Manager verbringen einen Großteil ihrer Arbeit mit überflüssigen Sitzungen und müssen jeden Tag aus einer Reihe unterschiedlicher Managementmethoden die jeweils beste auswählen, so der Schweizer Management-Guru bei einem Vortrag über Impulse effektiver Führung vergangene Woche in Wien.
Den Mitarbeitern zeigen, wer der Chef ist
Was bedeutet aber wirksame Führung? Für Malik zeigen sich Führungsqualitäten bereits im Kopf: So sei vor allem derjenige erfolgreich, der Privates von Beruflichem trennen kann. "Die Wertvorstellungen, die ich im Privatleben achte und lebe, muss ich nicht zwangsläufig auch im Job hochhalten", so Malik. Dazu gehöre auch, den Mitarbeitern zu zeigen, wer denn eigentlich der Chef sei: "Ziele kann ich nur dann gemeinsam mit den Mitarbeitern vereinbaren, wenn diese fähig sind und ich viel Zeit habe. Ansonsten muss ich sie einfach vorgeben." In diesem Zusammenhang übt Malik auch Kritik am falschen Sitzungsverständnis: "Wenn fünf Vorstände ein Meeting haben und diese die Ergebnisse wieder mit jeweils fünf Abteilungsleitern besprechen, dann potenziert sich der Aufwand und die Zahl der erstellten aber nie gelesenen Berichte." Durch konsequentes Kürzen der Besprechungen könne daher viel wertvolle Zeit gewonnen werden.
Für unnötig hält Malik auch Leistungsbeurteilungssysteme, die derzeit sehr in Mode sind. Dabei sei ein Trend zur Mittelmäßigkeit in den Bewertungen zu beobachten: "Beurteile ich jemanden schlecht, werde ich sofort gefragt, warum er noch hier arbeitet. Lobe ich ihn, kommt die Frage, warum dann die Ergebnisse nicht besser sind."
Aufgabe eines Managers sei es daher, nicht die Schwächen des Mitarbeiters aufzudecken und auszumerzen, sondern dessen Stärken zu fördern. Denn selbst wenn die Schwächen beseitigt würden, wäre der Dienstnehmer noch immer bloß Mittelmaß. Fördere man aber die Stärken, spart man einerseits Motivation und erhält andererseits Spitzenleistungen.
Zur Motivation trägt aber auch ein faires, offenes Entlohnungssystem bei. Sind die Gehälter der Manager zu hoch, haben die Mitarbeiter das Gefühl, nicht für das Unternehmen, sondern überwiegend für die Löhne der Chefs zu arbeiten.
Kirche und Armee als Vorbilder
Als Beispiele effektiver Organisation nennt Malik die Armee und die Katholische Kirche. Bei beiden seien die Hierarchien sehr flach und die Kompetenzen zwischen den einzelnen Einheiten klar voneinander abgegrenzt: "Solange die Pfarre die ihr zugewiesenen Aufgaben erfüllt, kann sich der Erzbischof nicht einmischen." Außerdem hätten bei beiden Organisationen die Führungskräfte jeweils die gleiche Ausbildung (Offizierskurse bzw. Priesterseminare), wodurch offene Stellen sehr schnell und flexibel nachbesetzt werden könnten. "Daher gibt es beide auch schon so lange", so Berater Malik.