Zum Hauptinhalt springen

Führt uns Bayern in die Dieselfalle?

Von Karl Aiginger

Gastkommentare
Karl Aiginger ist Professor an der WU Wien und Leiter der "Querdenkerplattform: Wien - Europa" (www.querdenkereuropa.at). Von 2005 bis 2016 war er Direktor des Wifo, von 2012 bis 2014 Koordinator einer neuen Strategie für Europa für die EU-Kommission (www.foreurope.eu).

Auf fossile Antriebe zu setzen, ist unverantwortlich.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat eine Prämie für den Neukauf von Dieselautos angekündigt. Seine Begründung klingt logisch, neue Dieselautos sind effizienter als alte. Stimmt wenn sie nicht gerade viel größer sind. Leider sind aber alle neugekauften Autos stärker als die alten, beim Neukauf dominiert das, was man früher als Luxusklasse oder als Geländewagen bezeichnet hätte, weil hier Kinderwagen, Großeltern, Campingausrüstung und Großeinkäufe im Möbelhaus ihren Platz haben.

Das Problem der Förderung von "sauberen" Diesel- oder Benzinautos ist, dass hier eine falsche Technologie verlängert wird. Alle Länder haben im Klimavertrag von Paris versprochen, ihre Emissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, und mit Ausnahme der USA wird dieses Ziel als unbedingt erforderlich gesehen, wenn die Klimaerwärmung nicht in Richtung 4 Grad gehen soll. Und das bedeutet, dass Autos beim Fahren weder Benzin noch Diesel verbrauchen sollten. Die verbleibenden 20 Prozent werden wir für die Industrie brauchen oder für Gaskraftwerke, die dann Energie liefern, wenn der Wind nicht bläst oder die Sonne nicht scheint. Elektroautos werden 400 Kilometer weit fahren und an Tankstellen rasch aufgeladen werden können. Und sie werden billig sein, wenn sie nicht gerade doppelt so schnell fahren müssen wie heute.

Autokonzerne steigen aus der Dieseltechnologie aus, weil es unmöglich ist, einen Motor zu bauen, der die Grenzwerte im Straßentest erfüllt. Auch Deutschland wird nicht ewig verhindern können, dass der Praxistest wichtiger ist als der Labortest - mit oder ohne Schummelsoftware. Morgen kommt früher, als wir denken. Einige Städte haben Benzin und Diesel schon verbannt, Kalifornien und Norwegen planen das ab 2020. Volvo stellt ab 2109 keine Autos mit fossilem Antrieb her. Österreich wird folgen müssen, will es nicht in den Umweltrankings weiter zurückfallen. Das Verbot wird in Wien beginnen, innerhalb des Gürtels, dann werden Graz und Salzburg zumindest in der Innenstadt folgen. Eine Förderung von Autos, die morgen keinen Wiederverkaufswert haben, ist unverantwortlich.

Auch der Freistaat Bayern kann nicht frei sein von der Verpflichtung, das Klima zu schonen und Verträge einzuhalten. Österreich wird dem Beispiel nicht folgen, es fördert schon heute den Kauf von Elektroautos; Schnellladestationen sollten für jede Tankstelle und jedes öffentliche Gebäude verpflichtend sein. Das schont die Kinderlungen, vermeidet Sackgassen. Die öffentliche Hand, die sonst eher dazu neigt, zu stark regulieren, sollte zumindest die derzeitige Dieselsubvention (mittels geringerer Mineralölsteuer) aufheben. Und sie hat die Verpflichtung, jeden Käufer eines Diesel- oder Benzinautos auf die Gefahr eines sinkenden Wiederverkaufswertes aufmerksam zu machen.

Wir wissen nicht genau, wie die Zukunft aussieht. Ob Elektro- oder Wasserstoffautos das Rennen machen werden. Wieviel vom Verkehr bei besser geplanten Städten öffentlich oder per Rad oder Solarmoped bestritten wird. Aber heute ein großes Auto mit Benzin- oder Dieselantrieb zu kaufen, ist sicher eine Fehlentscheidung.