Wien. Um den seelischen Zustand der heimischen Führungskräfte ist es schlecht bestellt: Ein Viertel sieht in seiner Arbeit nur wenig Sinn. Zu diesem Ergebnis kommt der Arbeitspsychologe und Unternehmensberater Helmut Graf. In einer Studie hat er die psychische Verfassung von knapp 140 österreichischen Führungskräften unter die Lupe genommen und dabei eine negative Grundstimmung bei 25 Prozent der Top-Manager ausgemacht.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Das heißt nicht, dass diese Menschen keine Resultate bringen können", erläutert der Psychologe, "es geht um eine Denkweise, die die Motivation dezimiert". Die negative Einstellung würde auch dazu führen, dass Verantwortung abgeschoben wird. Wer gestresst und demotiviert ist, ist um etwa ein Drittel weniger bereit, Verantwortung zu übernehmen, erklärt der Psychologe gegenüber "Wiener Zeitung".
Die Wurzel des Übels sieht Graf auch in einer psychosozialen Überforderung. Gabriele Kypta, Trainerin beim Hernstein Institut für Management und Leadership, stimmt ihm zu. "Stress ist immer schlecht für den Körper", erklärt sie. Wer in der Arbeit unter ständigem Stress steht, braucht zunehmend mehr Energie, um seine Rolle nach außen zu wahren, meint die Stressexpertin. "Dafür muss ich alles andere runterfahren", so Kypta, für Familie oder Freunde bleibe wenig Zeit. Eine mögliche Folge davon: Es wird nur mehr Dienst nach Vorschrift geleistet.
Was kann man tun, um die heimischen Führungskräfte wieder aufzupäppeln? Graf hält es für wichtig, betroffene Mitarbeiter mit Coaching oder anderen Methoden zu unterstützen.
Auch die Kollegen und Vorgesetzten spielen eine wichtige Rolle. "Der Mensch bricht am ehesten bei Konflikten im sozialen Umfeld ein", weiß Graf. Wer in seiner Arbeit keinen Sinn findet, würde diesen im sozialen Umfeld suchen. Stößt man allerdings auch dort mehr auf Frust als auf Motivation, dann bleibt einem laut Graf nur noch, seine Einstellung zu ändern.
Buchtipp
Helmut Graf: Die kollektiven Neurosen im Management. Verlag Linde international, 230 Seiten, 30,80 Euro.