80 Prozent fühlen sich schlechter | bezahlt als Kollegen im Ausland. | Abwanderung von Arbeitgebervertretern befürchtet. | Wien. Die dänische Konjunktur boomt, die ungebremste Nachfrage nach Arbeitskräften lässt die Gehälter steigen - und doch sind nicht alle zufrieden. Eine aktuelle Befragung des Analyseinstitutes Greens von 915 Führungskräften der obersten Ebene hat gezeigt, dass die Spitzenmanager des Landes ihre Gagen im internationalen Vergleich als eindeutig zu gering empfinden.
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Wie die Wirtschaftszeitung "Børsen" berichtet, halten sich der Untersuchung zufolge 76,9 Prozent für schlechter oder sehr viel schlechter entlohnt als ihre ausländischen Kollegen. 30 Prozent vertreten die Ansicht, im Verhältnis zu ihrem Arbeitseinsatz seien sie unterbezahlt.
Auf wenig Verständnis stoßen solche Ansichten bei den Gewerkschaftern. Erst kürzlich kritisierte etwa der Chef der dänischen Metaller, Thorkild E. Jensen, manche Manager hätten sich bereits "reichlich bedient".
An Svend Askær, Chef der Hauptorganisation der Führungskräfte, prallen Aussagen wie diese ab. "Unsere Top-Manager sind diese einseitige Wahrnehmung leid. Im Ausland gibt es solche Diskussionen nicht." Man vergesse, dass Spitzenkräfte hart arbeiten und eine große Verantwortung tragen. "Ein guter Manager ist ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, er ist sein Geld wert", betont Askær.
3,3, Prozent mehr in letzten zehn Jahren
Die Unzufriedenheit der Chefs wird von der Gehaltsstatistik untermauert: So sind die Gehälter im oberen Management in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um bescheidene 3,3 Prozent jährlich gestiegen - im Einklang etwa mit den Gehältern von Handelsangestellten. Im vergangenen Jahr habe es gar nur einen Anstieg um 2,5 Prozent gegeben, bei Handwerkern dagegen stünde ein Plus von 4,2 Prozent am Lohnzettel.
Zum Vergleich: Laut einer Berechnung der Arbeiterkammer vom Sommer letzten Jahres haben sich die Gagen der Spitzen-Führungskräfte in Österreich von 2000 bis 2005 um 95 Prozent gesteigert. Für die heimischen Arbeitnehmer gab es demnach im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von rund zehn Prozent. Die durchschnittlichen östereichischen Manager-Gagen bewegten sich laut AK 2005 zwischen 2,8 Millionen Euro und 1,13 Millionen Euro pro Person.
Bonusregelung im Kommen
Die öffentliche Aufregung um Bonuszahlungen für dänische Manager basiert laut Greens auf folgender Konstellation: Je größer das Unternehmen, desto größer das Problem der niedrigen Gagen, daher seien Bonuszahlungen dort an der Tagesordnung. In einzelnen Fällen führe dies zu - dem Anschein nach - unverhältnismäßig hohen Erfolgsprämien, welche das generelle Bild der Honorare verzerrten.
Erfolgsabhängige Leistungen sind in Dänemark im Kommen: Während 2003 noch 55,5 Prozent der Führungskräfte von einer Bonusregelung betroffen waren, sind es heute zwei von drei Managern. Auch werde der Kreis derjenigen, die in den Genuss von Bonuszahlungen kommen, stetig erweitert.
"Wenn wir internationale Unternehmen wünschen, müssen wir Gehälter zahlen, die den globalen Konkurrenten entsprechen", rät Søren B. Henriksen, Chef der dänischen Arbeitgebervertretung. Sonst drohe eine Abwanderung der besten Manager ins Ausland.
"Und mit allem Respekt - Führungskräfte haben einen enormen Anteil daran, Wohlstand und Konkurrenzfähigkeit zu sichern", ist Henriksen überzeugt.