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Fukushima - ein Jahr nach der Katastrophe

Von Josef Cap

Gastkommentare
Josef Cap ist Klubobmann der SPÖ.

Das einzig Nachhaltige an der Atomenergie ist ihr nachhaltiges Risiko für die Bevölkerung.


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Am 11. März 2011 ereignete sich im Kernkraftwerk Fukushima in Japan in insgesamt vier der sechs Blöcke ein nuklearer GAU in Folge eines großen Erdbebens mit nachfolgender Flutwelle. Über 1000 Quadratkilometer - das entspricht etwa der doppelten Fläche Wiens - sind zur Sperrzone erklärt worden. Auf etwa 8000 Quadratkilometern ist der Boden so hoch mit radioaktivem Cäsium belastet, dass er abgetragen werden muss.

Im vergangenen Jahr gab es einige Veränderungen: Japan hat beschlossen, seine Abhängigkeit von der Atomkraft zu verringern. Von den 54 japanischen Atomkraftwerken sind derzeit nur noch zwei am Netz. Eine Mehrheit der Japaner ist gegen eine Wiederinbetriebnahme der nach der Atomkatastrophe abgeschalteten Kernkraftwerke. Deutschland hat einen Plan zum Ausstieg aus der Atomkraft vorgelegt und auch in Frankreich mehren sich die Proteste. Kernenergie wird zunehmend zu einem Auslaufmodell.

Dennoch brauchen wir nach wie vor erhöhte Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke - selbstverständlich aus Sicherheitsgründen, aber auch um die Rentabilität für die Betreiber zu schmälern. Dann wären die verstärkten Förderungen erneuerbarer Energien und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von besonderer Bedeutung. Auch für den Euratom-Vertrag müssen dringend neue Zielsetzungen festgelegt werden, um den Atomausstieg auf europäischer Ebene zu unterstützen. Und wir brauchen endlich gründliche Stresstests auf europäischer Ebene, die zu einem konkreten Ausstiegsszenario führen.

Die Ereignisse von Fukushima haben es nochmals verdeutlicht: Diese Technologie ist nicht beherrschbar, sie verzeiht keine Fehler. Das einzig Nachhaltige an der Atomenergie ist ihr nachhaltiges Risiko für die Bevölkerung. Darüber hinaus ist Atomenergie keine wettbewerbsfähige Energieform. Die Mittel, die notwendig sind für den Abbau von AKWs, für Zwischen- und Endlagerung oder die Beseitigung von Schäden nach Unfällen werden meist nicht bedacht.

Ich bin stolz darauf, dass Österreich 1978 beschlossen hat, den Weg der Atomenergie nicht zu gehen. In der Anti-Atom-Politik hat Österreich damit eine Vorreiterrolle. Auch auf europäischer Ebene tritt Österreich engagiert und beharrlich für einen Ausstieg aus der Nuklearenergie ein. Leider haben einige Länder Europas noch keine Lehren aus den schrecklichen Ereignissen von Fukushima oder Tschernobyl gezogen - Länder wie Tschechien und die Slowakei forcieren auch weiterhin die Atomenergie. Umso wichtiger ist es, den europa- und weltweiten Kampf für eine Energiewende fortzusetzen. Wir müssen die Energieeffizienz konsequent steigern und mit voller Kraft gegen den Ausbau der Atomenergie auftreten. Und hier geht Österreich konsequent mit gutem Beispiel voran - verwiesen sei beispielsweise auf das 2011 beschlossene engagierte Ökostromgesetz und auf das sich auf Regierungsebene in Vorbereitung befindliche Energieeffizienzgesetz.