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Füllhorn blieb unter Verschluss

Von Karl Leban

Wirtschaft

Kleinaktionäre zeichneten aber fast 2,5 Millionen neue AUA-Aktien. | Airline fließen 17,4 Millionen Euro in die Schatulle. | Wien. Die Sensation wäre geradezu perfekt gewesen, hätte der saudische Investor Mohamed Bin Issa Al Jaber die für ihn reservierte Kapitalerhöhung der AUA doch gezeichnet. Es kam freilich, wie es kommen musste: Der milliardenschwere Scheich, der mit der AUA seit Monaten im Clinch liegt, ließ im Rahmen der Emission nicht einen Cent seiner ursprünglich fix zugesagten 150 Millionen Euro springen.


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Für Al Jaber lief die Frist für den Bezug neuer Aktien am Montag ab. Mit 20 Prozent hätte der Saudi an der AUA beteiligt werden sollen. Da er sein Füllhorn jedoch unter Verschluss gehalten hat, ist die Sache für die AUA nun eindeutig: Der Scheich hat den im Frühjahr unterschriebenen Vertrag gebrochen.

Die nunmehr abgeschlossene Kapitalerhöhung - die der AUA nebstbei einen Erlös von 17,4 Millionen Euro einbrachte (weil die Emission von Altaktionären zu einem kleinen Teil gezeichnet wurde) - hatte der Fluglinie primär als Vehikel gedient, um Rechtsansprüche gegenüber Al Jaber zu wahren. Aller Voraussicht nach wird die AUA jetzt auf Schadenersatz klagen.

Ein langwieriger Rechtsstreit zeichnet sich ab. Zumal Al Jaber, der mit Gegenklagen droht, fest entschlossen ist, die Causa mit seinen Anwälten bis zum Letzten durchzufechten.

Hinters Licht geführt?

Zur Erinnerung: Den überraschenden Rücktritt vom Vertrag begründet der arabische Hotel-Magnat damit, dass er vom AUA-Management rund um Alfred Ötsch über die tatsächliche wirtschaftliche Lage der AUA in die Irre geführt worden sei. Wie berichtet, hatte Ötsch im März die Airline für saniert erklärt, dann wurde der Vertrag mit Al Jaber unter Dach und Fach gebracht, ehe kurze Zeit später - im April - von der AUA ein hoher Verlust von gut 60 Millionen Euro für das erste Quartal und gleichzeitig eine Verlustprognose für das Gesamtjahr gemeldet wurde. Al Jaber bekam daraufhin kalte Füße. Dass für die angeschlagene AUA derzeit ein Partner gesucht wird, ist im Übrigen eine direkte Folge seines plötzlichen Absprungs.

Noch kurz zurück zur Kapitalerhöhung: Diese ist fast ausschließlich von Kleinaktionären gezeichnet worden, die bis zu 1000 neue Aktien zu einem Sonderpreis von 4,89 Euro erwerben konnten. Nachdem das Papier im Juli mit 2,13 Euro einen historischen Tiefpunkt erreicht hatte, notierte die AUA-Aktie am Dienstag zum Handelsschluss bei 6,25 Euro - und damit trotz der Finanzmarktkrise signifikant über dem Diskontpreis für Altaktionäre (4,89 Euro). Erstnotiz für die Jungaktien ist der 22. September.

In Summe hat die AUA knapp 2,5 Millionen neue Aktien verkauft. Damit erhöht sich die Zahl der - in Umlauf befindlichen - Anteilsscheine auf etwas mehr als 88 Millionen Stück. Gemessen am aktuellen Börsekurs bringt die AUA zurzeit insgesamt rund 550 Millionen Euro auf die Waage. Das neue Grundkapital beträgt jetzt 264,4 (nach 257) Millionen Euro. Hätten alle Aktionäre aus dem Streubesitz mitgezogen und auch Al Jaber gezeichnet, wären gut 57 Millionen neue Aktien dazugekommen.

Ein reiner Formalakt

Beim Start der Kapitalerhöhung hatte die AUA betont, sie benötige kein frisches Kapital, es handle sich um einen reinen Formalakt zur Wahrung der Rechtsansprüche gegenüber Al Jaber. Um ihm die Investition zu ermöglichen, hatte die Hauptversammlung am 7. Mai die Aufstockung des Grundkapitals beschlossen.