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RI-Chef Stepic sieht unter anderem Nurbank als mögliches Kaufobjekt. | "Interessante Übernahmeziele in Russland." | in Russland."
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Wien. Auf ihrer Suche nach attraktiven Wachstumsmärkten zieht es die Ostbanken-Holding der Raiffeisen Zentralbank immer weiter nach Osten. Im europäischen Osten hat die als Universalbank tätige Raiffeisen International (RI) bereits in 16 Ländern Fuß gefasst. In spätestens fünf Jahren will RI-Chef Herbert Stepic, Raiffeisens Ostpionier, auch den "Sprung nach Zentralasien" geschafft haben. Kasachstan soll dabei zum Brückenkopf für die Expansion in diesen riesigen Raum werden.
Stepic sondiert laufend einen möglichen Zukauf in der ehemaligen Sowjetrepublik. Aus der Gruppe der zehn größten kasachischen Geldinstitute hat er derzeit fünf Banken am Radar, darunter auch die Nurbank. Im Interview mit der "Wiener Zeitung" bestätigt Stepic erstmals jüngste Gerüchte: "Wir beobachten neben vier anderen Banken, die wir uns vorstellen können, auch die Nurbank."
Die Nurbank ist Kasachstans siebentgrößtes Institut - mit knapp mehr als einer Milliarde Dollar Bilanzvolumen und 15 Filialen. Sie war im Zusammenhang mit der spektakulären Verhaftung des kasachischen Botschafters in Wien, Rakhat Aliyev, von der österreichischen Presse wiederholt erwähnt worden. Aliyev, in seinem Land offenbar aus politischen Gründen in Ungnade gefallen, kontrolliert die Nurbank mehrheitlich.
Anders als die RI dementiert die Bank Austria Medienberichte, wonach auch sie an der Nurbank interessiert sei. Den Markt in Kasachstan will die RI-Rivalin mit einer Repräsentanz vorerst nur beobachten.
"Große Clan-Denker"
Kasachstan, reich an Bodenschätzen, ist das neuntgrößte Land der Welt, hat mehr als 15 Millionen Einwohner und ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 10 Prozent. Warum der RI dort eine mehrheitliche Übernahme bisher nicht gelungen ist, erklärt Stepic so: "Die Kasachen sind große Clan-Denker. Die wollen Ausländer möglichst lange draußen halten." Das, was bis dato angeboten wurde, sei lediglich eine 25-prozentige Beteiligung mit einer Option auf die Mehrheit gewesen. "Es kann nicht sein, dass wir eine kasachische Bank nach westlichem Muster herrichten, uns nur 25 Prozent gehören - um sie dann um den zehnfachen Preis zu kaufen, den wir selbst geschaffen haben", betont Stepic. "Dazu bin ich nicht bereit."
Den Fuß in der Tür hatte die RI in Kasachstan bereits - mit einer kleinen Beteiligung von 8 Prozent an der TuranAlem. Weil es nicht möglich war, die Mehrheit zu bekommen, wurde dieser Anteil 2006 wieder verkauft - für 102 Mio. Euro. Zur Zeit betreibt die RI in Kasachstan eine Leasing-Gesellschaft.
Wachsen in die Tiefe
Neben dem Ziel, das Giebelkreuz in absehbarer Zeit auch in Zentralasien aufzustellen, hat sich Stepic vorgenommen, mit "seiner" RI in der Ukraine und vor allem in Russland in die Tiefe zu wachsen. "Das sind extrem riesige Märkte, wo geradezu Quantensprünge im Geschäft erzielbar sind - aus Strukturen, die wir schon haben. Aber wir stehen hier erst am Anfang."
In Russland etwa, wo die RI nach dem Kauf der Impexbank 242 Filialen und 450 Retail-Shops hat, will Stepic bis 2009 bis zu 130 Filialen zubauen. Die RI gilt als größte Auslandsbank im Land und seit einem Monat bereits als sechstgrößtes Institut. Zur Beschleunigung der Marktoffensive sind für Stepic auch weitere Akquisitionen denkbar: "Das einzige Land im Osten, wo es Banken in rauhen Mengen gibt, ist Russland." Daher hält der RI-Boss seine Augen stets weit aufgesperrt: "Es gibt dort 1300 Banken, viele Provinz-Banken, weil das Land so groß ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind darunter sehr interessante Übernahmeziele."
Ob die RI - nach der im Vorjahr übernommenen Impexbank - heuer nochmals zuschlagen wird, lässt Stepic offen: "Noch habe ich nichts in der Lade, dass ich sagen kann, wir kommen heuer zu einem Abschluss."
Zentraleuropa abgegrast
Im Gegensatz zu Russland sieht Stepic in den Ländern Zentral- und Südosteuropas nach den großen Privatisierungswellen kaum noch Möglichkeiten für Zukäufe: "Da kann es um kleinere Regionalbanken und einige wenige Kreditkartenfirmen gehen, aber um nichts mehr Großes."
Die börsenotierte RI hat hat derzeit ein Bilanzvolumen von 60 Mrd. Euro, 12,5 Millionen Kunden und fast 2900 Filialen. Bis 2009 will Stepic ein jährliches Bilanzsummen-Wachstum von 20 Prozent generieren.