)
Verluste in den ersten Staaten sind kaum wettzumachen. | Änderung des kalifornischen Wahlsystems würde Republikanern Sieg bringen. | Wien. Fünf Tage, mehr nicht, dürften darüber entscheiden, wer in den USA um das Präsidentenamt kämpfen wird. Schuld ist der extrem knappe Terminplan der Vorwahlen, in denen die Parteien ihre Kandidaten für den großen Showdown am 4. November 2008 bestimmen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Den Auftakt macht traditionell (und per bundesstaatlichem Gesetz) Iowa, wo sich sowohl Republikaner als Demokraten am 3. Jänner dem Votum ihrer Anhänger stellen werden. Zwei Tage später wählen lediglich die Republikaner in Wyoming, dann kommt New Hampshire - wieder für beide. Bis zum "Super-Dienstag", am 5. Februar, an dem der Großteil der Bundesstaaten die Vorwahlen abhält, wählen noch vier weitere Bundesstaaten.
Für die Bewerber ist somit Stress pur garantiert: Ihnen bleibt gerade einmal ein Monat, um das weite Land von Osten bis Westen und Norden bis Süden abzugrasen und sich den potenziellen Wählern vorzustellen.
Verluste in ersten Vorwahlen sind fatal
Die Vorwahlen im Zeitraffer bedeuten aber auch, dass sich Wahlkämpfer und Geldgeber sehr schnell entscheiden müssen, auf welches Pferd sie setzen. Verluste der Kandidaten in den früh wählenden Bundesstaaten sind praktisch nicht mehr wettzumachen und wer sowohl in Iowa als auch in New Hampshire verliert, kann fix damit rechnen, die Unterstützung für die weiteren Vorwahlrunden zu verlieren. An eine dennoch erfolgreiche Kandidatur ist dann kaum mehr zu denken.
Führend in allen Umfragen ist derzeit Hillary Clinton auf demokratischer Seite, die bereits viel Geld und viel Zeit in ihren Wahlkampf in Iowa gebuttert hat. Das musste sie auch: Schließlich hat man dort nicht vergessen, dass ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, seinerzeit den profund ländlich-konservativen Bundesstaat bei seiner Vorwahl-Tour links liegen ließ.
Sie liefert sich dort ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Barack Obama, der, aus dem Nachbarstaat Illinois stammend, so etwas wie einen Heimvorteil genießt. Ein Manko hat Obama jedoch, um vielleicht der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, und das ist religiöser Natur. "Die Amerikaner würden weder einen Atheisten noch einen Moslem zum Präsidenten wählen", erklärte Ronald J. Hrebenar, Politologe an der Universität Utah, in einem Journalistengespräch in Wien. Und da käme Obama sein moslemischer Hintergrund in die Quere.
Republikaner Romney Favorit in Iowa
Auf republikanischer Seite hat laut Hrebenar Mitt Romney die größten Chancen in Iowa zu gewinnen. Doch auch der Ex-Gouverneur von Massachusetts hat eine religiöse Vorgabe: Er ist Mormone. Damit sei er den konservativen Wählern "suspekt, auch wenn sie ihn irgendwie mögen."
Sein größter Konkurrent ist der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudolph Giuliani. Der hat sich in der Vergangenheit als Mr. Teflon erwiesen: Kein wie auch immer gearteter politischer Schmutz scheint an ihm haften zu bleiben.
Tatsächlich ist erstaunlich, wie viele Affären Giuliani als Präsidentschaftskandidat aushält, zumal als konservativer: Er lebt bereits in dritter Ehe, trat wiederholt öffentlich als Transvestit auf, war in eine Korruptionsaffäre verwickelt und tritt zudem noch für eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetze ein.
"Anfangs hat man gedacht: Wenn die Amerikaner Giuliani, der für viele Amerikaner ein unbeschriebenes Blatt war, erst einmal kennenlernen, werden sie ihn nicht wählen. Doch es kam anders", erklärte Hrebenar. Ein paar Stunden haben Giuliani genügt, um sich unverwischbar ins Herz vieler Amerikaner einzuschreiben, die Stunden, in denen er während 9/11 zum Helden New Yorks avancierte.
Schicksalsstaat South Carolina
Derzeit hat Giuliani weder in Iowa noch in New Hampshire die Nase vorne. Doch haben die Republikaner einen weiteren Schicksalsstaat: South Carolina. Noch nie hat sich ein republikanischer Präsidentschaftskandidat durchgesetzt, der hier nicht gewonnen hat. Auf der anderen Seite ist allerdings auch noch nie ein Bürgermeister von New York Präsident geworden. So sehen viele Hillary Clinton schon als neue Präsidentin. "Sie ist die Roboterkandidatin", sagte Hrebenar. "Sie hat bisher noch keinen Fehler gemacht." Einzig ihr übertriebenes Kichern, könnte stören. Selbst das dürfte auf ihre Professionalität zurückzuführen sein, da ihr vorgeworfen wurde, zu ernst zu sein.
Doch entschieden ist die Präsidentschaftswahl noch lange nicht. Schließlich sind es vom Anfang der Vorwahlen bis zur Entscheidung um das höchste Amt im Staat elf Monate hin. Elf Monate, in denen noch viel geschehen kann. Entscheidend könnte da sein, ob das Wahlsystem in Kalifornien geändert wird.
In den USA wird der Präsident nicht direkt vom Volk gewählt. Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Anzahl an Wahlmännern, denen die Wähler ihre Stimme geben. Diese wählen dann ihrerseits den nächsten Präsidenten. Bei der Wahl gilt das Prinzip: "The Winner takes it all". Das heißt, dass die Partei, deren Wahlmänner die meisten Stimmen in einem Bundesstaat bekommt, die Stimmen aller Wahlmänner dieses Staates erhält.
Bisher gibt es von diesem System nur zwei Ausnahmen: Maine und Nebraska, wo die Wahlmänner bezirksweise gewählt werden und somit Wahlmänner beider Parteien entsandt werden können, um den nächsten Präsidenten zu wählen. "Sollte auch in Kalifornien diese System eingeführt werden, würden die Republikaner die Wahl gewinnen", ist Hrebenar überzeugt.
Kalifornien Stolperstein für Demokraten?
Das traditionell demokratische Kalifornien stellt nämlich 53 Wahlmänner. Sollte dort also die Wahl beispielsweise mit 33 Stimmen zu 20 für die Demokraten ausgehen, so würden nach derzeitigem System alle 53 Stimmen auf den demokratischen Kandidaten entfallen. Demgegenüber würden die Demokraten mit der Maine-Nebraska-Methode das 20 Stimmen verlieren, was für den demokratischen Kandidaten wohl nicht mehr aufzuholen wäre.