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Fünf Jahre Irak-Krieg ohne Erfolgsszenario

Von Laszlo Trankovits

Politik

Bush hofft, dass ihm "die Geschichte Recht geben wird". | Kosten des Kriegs: Zigtausende Tote und Billionen Dollar. | Washington. (dpa) Die Stimmung im Weißen Haus ist nicht gut. Viele Weggefährten George W. Bushs sind schon gegangen. Der Präsident wirkt in seinem letzten Amtsjahr deutlich gealtert. Bush scheint seine Amtszeit schon zehn Monate vor seinem Abschied abgehakt zu haben. Tatsächlich steht sein historisches Vermächtnis bereits fest.


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Eine "gescheiterte Präsidentschaft", hieß es selbst im konservativen "Weekly Standard". Im Zentrum dieses Scheiterns steht der Irak-Krieg - auch wenn US-Vizepräsident Dick Cheney jetzt in Bagdad vom "phänomenalen" Rückgang der Gewalt" und vom Irak-Krieg als "schwierigem, aber insgesamt erfolgreiches Unternehmen" schwärmt.

Morgen, Donnerstag, ist es auf den Tag genau fünf Jahre her, dass der Irak-Krieg begann. Ein Ende dieses blutigen Konflikts ist nicht abzusehen, trotz aller Wahlversprechen der Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama, den Krieg rasch beenden zu wollen, sollte einer von ihnen ins Weiße Haus einziehen. Der Irak-Krieg ist das Erbe Bushs und droht noch für eine lange Zeit das Schicksal Amerikas zu bleiben. Denn laut Gallup-Umfrage will die Mehrheit in den USA, dass die Truppen im Irak bleiben, wenn dort politisches Chaos droht.

Bush hofft, dass ihm eines Tages "die Geschichte Recht geben wird". Auch Ex-Außenminister Henry Kissinger meint, dass "der ungeliebte Bush" vor allem in Europa zu schlecht beurteilt werde - er habe schließlich "die Herausforderung durch den radikalen Islam richtig eingeschätzt".

Doch selbst Kriegsbefürworter wie Kissinger hüten sich, den Krieg als Erfolg zu bezeichnen. Zu bitter ist die Bilanz des zweitlängsten Waffengangs in der US-Geschichte, den Ex-Außenministerin Madeleine Albright als "die größte Katastrophe der US-Außenpolitik, schlimmer als Vietnam", gegeißelt hat. Vietnam war der bisher längste US-Krieg.

Hoher Preis für Fehler am laufenden Band

Die zentrale Begründung des Irak-Kriegs - Massenvernichtungswaffen - hat sich längst als Lug und Trug erwiesen, die Vision blühender Demokratien in der islamischen Welt als Illusion, die Hoffnung auf Stabilität in Nahost als Chimäre. Inzwischen weiß Washington um die Fehler des Krieges. Die Invasionstruppen erwiesen sich schon 2003 als zu klein, um nach dem Sturz Saddam Husseins Sicherheit im Land zu garantieren. Die Zerschlagung des Militärs und der Baath-Partei hinterließ ein gefährliches Machtvakuum. Die uralten Spannungen zwischen Kurden, Schiiten und Sunniten wurden ebenso unterschätzt wie die Kräfte des Aufstands und Terrors. Schließlich ruinierten Menschenrechtsverletzungen wie in Abu Ghraib den Ruf der US-Truppen.

Der Irak und die USA mussten einen enormen Preis für den Sturz des Diktators Saddam zahlen: Zigtausende Iraker und fast 4000 Amerikaner wurden getötet. Die Reputation der USA in der Welt als freiheitliche Führungsmacht wurde nachhaltig beschädigt. Und schließlich verschlingt der Irak-Feldzug nach wie vor gigantische Summen. Die US-Regierung spricht von 500 Milliarden Dollar Kriegskosten bis 2008. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz beziffert den Gesamtaufwand mit drei Billionen Dollar.

Die Aufstockung der US-Truppen von 130.000 auf 160.000 Mann im Jahr 2007 hat, in den USA kaum bestritten, eine deutliche Beruhigung der Lage gebracht. Doch auch unter Konservativen glauben heute nur wenige daran, dass der Irak mit seiner traumatisierten, zerrissenen Bevölkerung wirklich einmal ein "Leuchtturm der Demokratie" im Nahen Osten sein wird, wie es sich Bush erträumt hatte.