Millionen Spanier gedachten gestern Mittag in fünf Schweigeminuten der 191 Todesopfer, die vor einem Jahr bei Bombenanschlägen auf vier Vorortezüge in der Hauptstadt Madrid ums Leben gekommen waren. Zur gleichen Zeit legte König Juan Carlos gemeinsam mit Königin Sofia an der Gedenkstätte "Wald der Abwesenden" im Madrider Retiro-Park einen Kranz nieder.
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192 Zypressen und Olivenbäume erinnern dort an die Opfer der Attentate und den Polizisten, der ums Leben kam, als sich die Bombenleger einige Tage später in einer Wohnung in Leganes in die Luft sprengten.
An der Zeremonie im Retiro-Park nahmen neben der Königsfamilie und den Spitzen der spanischen Politik auch zahlreiche ausländische Politiker teil, die sich zum dem Anti-Terrorismus-Gipfel in der spanischen Hauptstadt aufgehalten hatten. Besondere Aufmerksamkeit erregte der Besuch des marokkanischen Königs Mohammed VI., der eigens zu der Trauerkundgebung angereist war.
Begonnen hatte der Trauertag mit dem Geläut der Glocken aller 650 Kirchen von Madrid und Umgebung. Am Vormittag hatte dann eine Veranstaltung am im Zentrum Madrids gelegenen Platz Puerta del Sol stattgefunden. Beschlossen wurde der Trauertag am Abend mit einem Gottesdienst in der Almudena-Kathedrale, wo bereits vor einem Jahr eine große, international beschickte Trauerfeier stattgefunden hatte.
Wie in Madrid fanden in allen Städten des Landes Schweigeminuten statt. Die Betriebe unterbrachen die Arbeit, die Züge standen still und auch der Straßenverkehr kam zum Erliegen, weil viele Autofahrer sich den Schweigeminuten anschlossen.
Abwesend bei den Trauerfeiern waren die Angehörigen der Opfer, die den Politikern vorwarfen, die Tragödie zum Spielball parteipolitischer Interessen gemacht zu haben.
Die spanische Regierung war am Vormittag zu einer kurzen Sondersitzung zusammengetreten, die ebenfalls mit Schweigeminuten begann und in der unter anderem die Fristen für die Hilfsmaßnahmen für die Opfer der Anschläge verlängert wurden. n