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Fünf Wochen danach

Von Rainer Mayerhofer

Politik

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Heute vor fünf Wochen fielen die ersten amerikanischen Bomben auf Bagdad, mit denen die USA und ihre Verbündeten den Irakis die "Freiheit" bringen wollten. Seither sind im ganzen Land zahlreiche Zivilisten durch fehlgeleitete Bomben und Raketen getötet, die Infrastruktur schwer in Mitleidenschaft gezogen und unwiederbringliche Kulturschätze vernichtet worden.

Saddam Hussein und sein Gefolge sind untergetaucht, die Ikonen des Diktators im ganzen Land von den Sockeln gestürzt. Ein paar treue Anhänger - genau gesagt acht von 55, die die Amerikaner auf den Karten eines Rummy-Spiels verewigt haben, sind in den Händen der Alliierten. Mit Ausnahme der Pik-Dame - Ex-Premier Zubeidi - allerdings nur kleine Werte, mit denen man im wirklichen Spiel kaum einen Stich machen würde. Die Asse - Pik ist Saddam, Herz und Kreuz seine Söhne Uday und Kusay und Karo sein Berater Abid Hamid Mahmud - stecken noch irgendwo im Ärmel, aber vorerst nicht in dem der Amerikaner. Da müssen sich die Geheimdienste noch kräftig bemühen, um ein paar herzeigbare Gefangene aufbieten zu können.

Und dabei haben diese Dienste ja noch ganz andere Aufgaben zu bewältigen. So dürfen sie nach den geplünderten Museumsschätzen suchen, die zu schützen die erfolgreiche amerikanische Armee nicht imstande war - im Gegensatz zu Ölquellen und Erdölministerium. Und dann gibt es da noch immer die Aufgabe, die Massenvernichtungswaffen zu finden, deren angebliche Existenz ja einer der Kriegsgründe für Briten und Amerikaner war. Und man darf sich bei all diesen Aufgaben nur wünschen, dass sie besser erfüllt werden, wie die bisherige Informationsbeschaffung. Denn dass man sich im offiziellen Washington nun darüber wundert, wie stark die Schiiten im Irak sind, ruft weltweit Verwunderung hervor. Angesichts der bei religiösen Zeremonien in Kerbala blutig geschlagenen Köpfe dürften manchem in Washington Zweifel darüber kommen, wen man da "befreit" hat und ob da nicht schon wieder der nächste "Feind" auf einer "Achse des Bösen" an die Macht kommt.

Aber die "Falken" rund um Bush werden sicher auch für dieses Problem eine Lösung parat haben. Aus dem zerschlagenen Porzellan auf dem internationalen Parkett scheint man in Washington aber nichts gelernt zu haben. Sonst würde nicht der Außenminister Colin Powell - einer der bisher zu den "Tauben" gezählt wurde - Frankreich Konsequenzen für seine widerständige Haltung im Irak-Konflikt androhen.