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Funkelnde, lautlose, kosmische Zusammenstöße

Von Hermann Mucke

Wissen

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Sonnenchronik: Die Dauer der Lichten Tage verkürzt sich noch ein wenig weiter, von 8 Stunden 39 am 1. auf 8 Stunden 20 Minuten am 22. Dann ist um 0.03 Uhr die Wintersonnenwende erreicht, die Sonne tritt in ihre kürzeste und niedrigste Tagesbahn im Jahr - wir haben Winteranfang. Dann wachsen die lichten Tage bis zum 31. sehr langsam weiter auf 8 Stunden 25 Minuten.

Die Dämmerungsdauer vom Sonnenuntergang bis zum Erscheinen der ersten Sterne beträgt über den ganzen Dezember 36 Minuten. Bis zur fast ganzen Nacht, wenn schon nahezu alle Sterne zu sehen sind, beträgt sie 1 Stunde 16 Minuten. Dann steht die Sonne 8 bzw. 12 Grade unter dem mathematischen Horizont.

Steht man im Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg auf der Himmelsmittenscheibe in der Spitzenplattform, so ist zur Wintersonnenwende beim Auf- und Untergang der Sonne ihr Oberrand in der Kerbe des Querarmes der Säule nahe Südosten bzw. Südwesten zu sehen; hätte die Erde keine Lufthülle, so stünde die Sonne beim Auf- und Untergang genau hinter der betreffenden Sonnensäule. Die Kerben in den Querarmen zeigen den Versatz durch die Strahlenbrechung in der Lufthülle an. Zu Mittag steht die Sonne hinter der untersten Quertafel am Südmast, in rund 18 Graden Höhe. Schließlich erreicht zum Wintersonnwend-Mittag die helle Mitte des Schattens, den die Lochscheibe am Nordmast auf den Schrägpfeiler wirft, dessen höchste Querspange.

An den genannten Markierungen können die Erscheinungen des Sonnenlaufs über das ganze Jahr verfolgt werden und außerdem gibt der Übergang der hellen Schattenmitte über die Mittellinie am Nordweg täglich ein Zeitsignal, das auf einer langen Tafel am Nordmast verzeichnet ist. Alles wird bei den Sonnenführungen, für die man sich mit Groß und Klein im Astronomischen Büro anmelden kann, genau erklärt. Für größere Gäste gibt es bei diesen Führungen alles über "Die Sonne als Stern" anhand von optischen Experimenten zu erfahren.

Mondchronik: Etwas mehr als halb erleuchtet ist der Mond am Abend des 1., denn der 29. November brachte das Erste Viertel. Am 6. ist Vollmond im Stier und wir können der Libration wegen den Fleck Grimaldi randnah und am 9. den Mondnordpol randfern sehen. Wer ein Fernglas benützt, könnte schon um 7.21 Uhr sehen, wie der Mond den Stern Lambda in den Zwillingen mit seinem linken, hellen Rand bedeckt. Der Mond steht dabei im Westen, 19 Grade hoch. Für Innsbruck tritt diese Bedeckung schon um 7.19 Uhr ein. Am 12. finden wir den Mond bei Jupiter und am 13. durchläuft er seine Erdferne im Sextanten. Dann erreicht er am 14. das Letzte Viertel im Löwen und die Libration sorgt am 19. für einen randfernen Fleck Grimaldi. Tief in der ostsüdöstlichen Morgendämmerung des 20. können wir die zarte Sichel des Altlichtes sehen, die letzte sichtbare Mondphase vor dem Neumond am 22. Der Mond zeigt sich wieder als feine Sichel des Neulichtes tief in der Abenddämmerung des 23. im Südwesten mit randfernem Südpol. Tags darauf durchläuft er seine Erdnähe im Wassermann und steht wie auch noch am 25. nahe Mars. Das Erste Viertel tritt am 28. in den Fischen ein.

Planetenlauf: Merkur bleibt im Strahlenkranz der Sonne verborgen. Venus zeigt sich wieder ab 10. im Südwesten am Abendhimmel. Sie wechselt vom Schlangenträger in den Schützen. Mars zeigt sich abends niedrig nahe Südwesten im Schützen und später im Steinbock. Jupiter strahlt um 22 Uhr tief aus dem Löwen zwischen Ostnordosten und Osten. Saturn erscheint am 3. tief im Ostsüdosten in der Waage und zeigt sich später im Südosten.

Sternschnuppenstrom der Geminiden: Zwischen 4. und 17. mit Maximum am 14. kommt aus den Zwillingen ein Sternschnuppenstrom. Bis zu 120 Meteore können es in der Morgendämmerung sein, die sich fern von störendem Licht über ringsum unbehindertem Horizont zeigen. Ideal ist dafür das Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg mit seiner Plattform und den Sitzstufen.

Die Erde durchfliegt alljährlich einen Teilchenstrom und fängt Mikroteilchen auf, die in der Lufthülle beim Zusammenstoß verglühen. Dieser Teilchenring liegt in der Bahn des Kleinplaneten 3200 Phaeton. Vermutlich ist er ein Überrest eines Kometen. Die im Erdumlauf um die Sonne "vorn" liegenden Erdteile fangen die meisten Teilchen auf; weil wir dort von der Nacht- in die Tagseite gedreht werden, zeigen sich in der Morgendämmerung die meisten Sternschnuppen. Der Fluchtpunkt der im Raum parallelen Bahn liegt in den Zwillingen, daher der Name "Geminiden".

Sternbilderhimmel: Unsere Karte gilt für den 1. Dezember um 19.12 Uhr und 31. um 17.14 Uhr. Die Kästchen mit "M" bezeichnen Mars und der flache Kreisbogen bedeutet den Zug der Milchstraße. Wir halten sie so, dass die betrachtete Himmelsgegend auf der Karte "unten" liegt, oder wir halten sie wie einen Regenschirm so über den Kopf, dass die Himmelsrichtungen auf der Karte mit jenen in der Natur übereinstimmen. Dann brauchen wir uns die Karte nur noch so gewölbt wie den Himmel vorzustellen.

Freiluftplanetarium: Stadtlokal, Wien 1, Walfischgasse 12: 6. Dezember, 19 Uhr, 1001 Meteore - Geminiden-Beobachtung im Oman (Thomas Weiland). Teilnahme frei, Spenden erbeten.

Sterngarten Georgenberg, nahe Wotruba-Kirche, Wien 13, 20 Uhr: Die Geminiden (Franz Vrabec). Taschenlampe und Fernglas.