Netto-Gewinn stieg 2007 von 40 auf 147 Mio. Euro. | Wachsendes Kundenvertrauen. | Wien. Angesichts eines gesättigten Markts wie Österreich hat es Bank-Chef David Roberts mit Sicherheit nicht leicht: Bis 2012 muss der Brite die Bawag so weit fitgetrimmt haben, dass sie unter dem Strich 500 Mio. Euro Gewinn in die Scheune fährt. So zumindest lautet die Zielvorgabe des US-Fonds Cerberus, der als neuer Eigentümer seit Mai 2007 bestimmt, wohin die Reise bei der fünftgrößten heimischen Bank geht.
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Auf dem Weg nach oben muss Roberts jedenfalls etliche Steine beseitigen. Derzeit ist die Bawag noch meilenweit davon entfernt, eine ertragsstarke Bank zu sein. Für jeden Euro, der im Vorjahr verdient wurde, mussten auf der Kostenseite fast 88 Cent aufgewendet werden (bei vielen Konkurrenzinstituten sind es mit ungefähr 60 Cent deutlich weniger).
Trotzdem sprach Roberts gestern, Montag, von einem erfolgreichen Neustart. Bei der ersten Bilanzpräsentation nach dem Eigentümerwechsel betonte er: "Die Bawag ist heute wieder eine starke Bank." Mit ihren Ertragszahlen stehe sie besser da als Cerberus für das erste Jahr erwartet habe. Beim Konzernergebnis (bereinigt) konnte die Bawag 2007 von 40 auf 147 Mio. Euro zulegen. Roberts hält die Bank damit schon jetzt für "dividendenfähig". Auf Wunsch des Eigentümers soll es vorerst jedoch keine Ausschüttungen geben. Das Geld soll zunächst in der Bank bleiben, damit sie Luft hat, ihr Wachstum zu finanzieren.
Derzeit fährt die Bawag ein 250 Mio. Euro schweres Investitionsprogramm - mit dem das hiesige Geschäft mit Privat- und Firmenkunden durch Um- und Ausbau auf neue Beine gestellt werden soll. Daneben hält Roberts die Fühler auch nach der einen oder anderen Akquisition im In- und Ausland ausgestreckt. Erklärtes Ziel sei, die Vertriebskraft nachhaltig zu steigern und die Partnerschaft mit Post, Generali und Wüstenrot mit Leben zu erfüllen. Bis 2012 will Roberts die Bilanzsumme von zuletzt 44,8 auf 88 Mrd. Euro verdoppeln.
Gut 300 Jobs gekappt
Auch die Produktivität soll künftig deutlich angehoben werden. Wie viele Mitarbeiter der Bank dabei auf der Strecke bleiben, ist vorläufig noch offen. Dem Vernehmen nach geht es um ein paar hundert Stellen - vor allem im Back-Office. 2007 ist der Personalstand jedenfalls bereits um mehr als 300 Mitarbeiter abgespeckt worden (auf rund 6360).
Das Vertrauen der Kunden - 2006 nach dem Auffliegen des Bawag-Finanzdebakels stark angekratzt - ist im vergangenen Jahr laut Roberts wieder gewachsen. Bei den Spareinlagen gab es ein Plus von 120 Mio. Euro. Darüber hinaus wurden insgesamt 94.300 Privat-Girokonten neu eröffnet - und 5700 KMU-Konten. Mit ihren Wohnbaubank-Anleihen konnte die Bawag ein Volumen von mehr als 500 Mio. Euro verkaufen. Und von den neu aufgelegten Spar-Karten konnte sie binnen sechs Monaten über 10.000 Stück absetzen.
Den Nettogewinn aus dem Verkauf bankfremder Beteiligungen (Bawag/PSK-Versicherung, Immobilien, ATV, Lotterien und Bösendorfer) beziffert Roberts mit rund 287 Mio. Euro. Diese Summe hat 2007 zur Steigerung des bereinigten Konzernergebnisses nicht unerheblich beigetragen. 2008 wird der Verkauf von Familiensilber (Ostbanken-Töchter, Stiefelkönig und weitere Immobilien) die Bilanz ebenfalls auffetten. In Subprime-Krediten direkt engagiert ist die Bank laut eigenem Bekunden nicht. Dennoch haben ihr strukturierte Wertpapiere, die einen Subprime-Anteil beinhalten, 2007 einen Verlust von 34 Mio. Euro beschert.
Zu den jüngsten Bawag-Verkaufsgerüchten sagt Roberts, Cerberus sei ein Investor, der bei seinen Rendite-Zielen stets eine langfristige Strategie verfolge.