Brauner kündigt "Berufswochen" an und kritisiert Wirtschaftstreibende.
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Wien. Ein Drittel der Eingliederungsbeihilfe für ältere Arbeitnehmer ohne Job bleibt beim Arbeitsmarktservice liegen, kritisierte Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner am Dienstag bei der Präsentation einer Beratungs-Initiative, die ab 13. April in 17 Bezirken stattfinden soll. Immerhin handle es sich um Mittel in Millionenhöhe, welche die Wirtschaft älteren Menschen vorenthalten würde. "Und ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Informationsmangel handelt", erklärte der Geschäftsführer des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (Waff), Fritz Meißl.
Das AMS habe stets ausführlich über diese Förderschiene informiert, bei der es sich um eine "höchst unbürokratische Möglichkeit" eines Lohnkostenzuschusses für ältere Arbeitnehmer handle. Allein der Wille fehle bei den Unternehmen, kritisierte Meißl. "Deswegen appelliere ich an die Unternehmen, der Generation 50 plus mehr Vertrauen in Sachen Erfahrung und Fachwissen zu schenken", meinte Brauner. In anderen Bundesländern sei die Wirtschaftskammer in dieser Sache sehr aktiv gewesen, in Wien "eher weniger", so Meißl.
Wie viel Geld konkret liegen bleibt, konnten Brauner und Meißl nicht genau sagen. "Tatsache ist aber, dass das AMS rund 200 Förderfälle im Monat hat, aber über Finanzmittel für 300 verfügt", hieß es später auf Nachfrage aus dem Waff. Insgesamt bekommt das AMS Wien 26 Millionen Euro für die sogenannte Eingliederungshilfe 50 plus. Es werden demnach nur zwei von drei Euro abgeholt - oder nach diesen Zahlen gerechnet 8,6 Millionen liegen gelassen. "Und das finde ich traurig", sagte Brauner.
180 Veranstaltungen in 17 Bezirken
Umso wichtiger sei es deshalb, bei der Suche nach Arbeit über alle Möglichkeiten zu informieren. Deswegen starten laut Brauner ab 13. April in 17 Bezirken mehr als 180 spezielle Beratungs-Events. Ein Bezirk davon ist Penzing, dessen Bezirksvorsteherin Andrea Kalchbrenner von der Nachhaltigkeit dieser Initiative überzeugt ist: "Bei vielen Betroffenen gibt eine große Hemmschwelle, extra ins Rathaus zu fahren, um eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Wenn das im eigenen Bezirk stattfindet, wird das viel besser angenommen", meinte sie.
Einmal mehr unterstrich Brauner, dass schlecht ausgebildete Menschen häufiger und länger von Arbeitslosigkeit betroffen seien. Dementsprechend wurde im Zuge der Berufswochen auch ein Schwerpunkt auf Jugendliche gelegt. Ihnen soll zum Beispiel erklärt werden, wie ein Lehrabschluss nachgeholt werden kann.
Weniger Bildung bedeute mitunter, dass die Menschen weniger lesen, sich weniger im Internet informieren und daher auch beratungstechnisch schlechter zu erreichen sind. "Wenn sie also nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen - und zwar bis vor die Haustüre", so die Wirtschaftsstadträtin. Auch in Parks oder Jugendzentren sollen demnach Beratungen stattfinden. Die Veranstaltungsreihe dauert sechs Wochen und steht unter dem Motto "Meine Chance".