Zum Hauptinhalt springen

Für Atomwaffen, gegen Babys

Von Konstanze Walther

Politik

Trump lässt nichts aus, um Parteikollegen und Milliardäre zu vergrämen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Washington. Erbarmungslos, Dirty Harry, Für eine Handvoll Dollar und eine Handvoll Dollar mehr: Schauspielerlegende Clint Eastwood erklärte diese Woche in einem Interview, dass, wenn er sich zwischen Hillary Clinton und Donald Trump entscheiden müsste, er Trump wählen würde. Der 86-jährige Schauspieler wetterte in dem Interview mit dem Esquire gegen politische Korrektheit und erklärte, dass die heutige Generation voller Waschlappen sei. Dass Trump hin und wieder rassistische Sachen sagt, solle man nicht überbewerten: "Kommt verdammt noch mal darüber hinweg", erklärte Eastwood.

Der Schauspieler wurde bekannt als Darsteller von schweigsamen Macho-Helden, die Alleinkämpfer waren. Und auch mit dem Interview diese Woche hat Eastwood einen bemerkenswerten Alleingang hingelegt: Denn derzeit wenden sich selbst die hartgesottensten Republikaner von dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten ab. Am republikanischen Parteikongress vor zwei Wochen schienen die Politiker die Zähne zusammenzubeißen. Doch was sich Trump seitdem geliefert hat, lässt konservative Republikaner sowie normalerweise spendierfreudige Milliardäre erschaudern.

Dass Trump Religionen und Ethnien unter Generalverdacht stellt, ist nichts Neues. Aber inzwischen arbeitete er sich auch an sakrosankten Themen, wie Kriegsveteranen und sogar Babys, ab. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Virginia begann ein Baby in der Zuschauermenge zu Weinen. Zuerst erklärte Trump, das sei doch Okay, er liebe Kinder. Doch als das Baby nicht aufhörte, sagte Trump: "Eigentlich habe ich vorher nur einen Witz gemacht. Schafft das Baby hier raus." Nachsatz. "Ich kann nicht glauben, dass sie wirklich gedacht hat, dass ich es liebe, wenn ein Baby heult, während ich rede."

Viel Aufsehen hatte Trump vergangene Woche mit seiner Beleidigung von Eltern eines gefallenen muslimischen US-Soldaten erregt. Diese Woche ließ Trump es noch einmal in Sachen Feingefühl und Militär fehlen: Er schmunzelte, als ihm ein Soldat seinen Orden für Kriegsauszeichnungen geschenkt hatte: Das sei ja so viel einfacher, als tatsächlich in den Krieg zu ziehen. Trump hatte sich in jungen Jahren wegen eines vorübergehenden Fersenleidens für den Militärdienst untauglich schreiben lassen.

"Wozu haben wir Atombomben, wenn wir sie nicht nutzen?"

Apropos Krieg: Am Mittwoch zitierte der Nachrichtenkanal MSNBC einen ungenannt bleiben wollenden politischen Experten, den Trump angeblich in Sachen Außenpolitik vor ein paar Monaten zurate zog. Trump hat "dreimal nach Atombomben gefragt. Und einmal hat er sogar gefragt, was der Sinn dahinter sei, Atomwaffen zu besitzen, wenn man sie nicht benützen darf", zitierte der Reporter Joe Scaraborough aus dem Gespräch.

Unter den US-Milliardären wächst die Front gegen Trump weiter. Die Republikanerin und Chefin des IT-Konzerns Hewlett Packard, Meg Whitman kündigte an, dass sie Hillary Clinton unterstützen werde. Trump sei ein "unehrlicher Demagoge", der das Land "auf einen sehr gefährlichen Weg führen würde". Auch der milliardenschwere Hedgefund Manager Seth Klarman, der normalerweise großzügig den Republikanern spendet, erklärte, er werde daran arbeiten, Clinton zum Sieg zu verhelfen. Die jüngsten Aussagen Trumps seien "schockierend inakzeptabel." Er halte besonders Trumps Statement, dass es bei den Präsidentschaftswahlen im November zu Wahlbetrug kommen werde (Trump äußerte sich dahingehend in einer dieswöchigen Rede in Ohio) für "brandgefährlich". Dass Trump seine Anhänger auf womöglich manipulierte Wahlen einpeitscht, gewinnt angesichts des immer größer werdenden Vorsprungs seiner Rivalin Hillary Clinton tatsächlich an Brisanz: In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Senders Fox News konnte Clinton ihren Vorsprung vor Trump auf zehn Prozentpunkte ausbauen. Die Erhebung sah Clinton bei 49 Prozent und Trump bei 39 Prozent.

Schließlich fährt Trump auch Retourkutschen gegen Politiker aus den eigenen Reihen. Der Sprecher zum Abgeordnetenhaus Paul Ryan und der ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain müssen wiedergewählt werden. Beide hatten sich vor dem Parteitag kritisch gegenüber Trump geäußert. Trump weigerte sich jetzt auch, sie zu unterstützen. Sein designierter Vize, Mike Pence unterstützt allerdings dessen langjährigen Freund Paul Ryan. Das allein sei kein Riss, sondern mit Trump besprochen worden, so Pence.

Die republikanische Basis träumt indessen davon, Trump von einem freiwilligen Rücktritt zu überzeugen. Angeblich, ist aus Trumps Camp zu hören, sei man sehr froh, dass nun die Olympischen Sommerspiele in Rio starten. Damit könne man relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit die Reihen neu ordnen.