Beobachter: "Alles stark in Bewegung." | Kranich könnte im Streit mit der EU jetzt einlenken. | Wien. Der bereits vor gut sieben Monaten besiegelten Fusion von AUA und Lufthansa scheint jetzt doch ein glückliches Ende beschieden zu sein. Die Chancen, den Sack zumachen zu können, sind jedenfalls erheblich gestiegen. Denn mit dem neuen Sparplan, den das AUA-Management am Mittwochabend überraschend angekündigt hat, ist ein Einlenken der Lufthansa im Streit mit den EU-Wettbewerbshütern um vieles wahrscheinlicher geworden.
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Da weitere Einsparungen die Rentabilität des Zukaufs erhöhen würden, kann der deutsche Fluggigant die von Brüssel verlangten Konzessionen bei der Bereinigung des Streckennetzes eher akzeptieren. Zuletzt hatte es sich vor allem an den Strecken Wien-Genf und Wien-Frankfurt gespießt, die beide als lukrativ und prestigeträchtig gelten.
Bis 31. Juli ist das Übernahmeangebot der Lufthansa für die schwer kränkelnde AUA noch gültig. Bis dahin sollte eine Einigung mit Brüssel möglich sein, hieß es am Donnerstag von informierter Seite. "Jetzt könnte es sehr rasch gehen. Es wird permanent verhandelt, alles ist stark in Bewegung."
Ein diktierter Sparplan
Ein neues Angebot für Zugeständnisse ist den Wettbewerbshütern vorerst aber noch nicht auf den Tisch geflattert. Von Brüsseler Seite hieß es lediglich, ein solches wäre "eine gute Sache". Von der Lufthansa gab es dazu kein Statement.
Auf weitere Sparmaßnahmen bei der zurzeit flügellahmen AUA soll im Übrigen die Lufthansa selbst gepocht haben, damit sich die Übernahme im Fall absehbar harter EU-Auflagen am Ende noch rechnet. Deshalb ist das neue, nun schon dritte Sparpaket quasi als Ausgleich zu sehen, für den die AUA mit eigenen Zugeständnissen sorgt, um den für ihr Überleben so wichtigen Deal in buchstäblich letzter Minute zu retten.
Bei der AUA hat sich die Stimmung jedenfalls deutlich gehoben. In einer Presseaussendung wurde denn auch betont: "Die Integration in die Lufthansa wird gelingen."
Das neu aufgesetzte Sparprogramm bringt insgesamt 150 Millionen Euro auf die Waage. Der Rahmen wurde am Mittwoch abgesteckt, einen Tag nach einem "AUA-Krisengipfel" der Lufthansa-Vorstände in der Frankfurter Zentrale. Geplant ist demnach, die Personalkosten für eine befristete Zeitperiode von sechs Jahren ab 2010 um fünf Prozent zu senken.
Die Details müssen noch mit den Belegschaftsvertretern verhandelt und fixiert werden. Laut AUA geht es dabei jedoch um keinen zusätzlichen Abbau von Jobs (über die bereits bekannten rund 1000 Stellen hinaus), sondern um temporäre Maßnahmen - etwa um teilweisen Lohnverzicht, forcierten Abbau von Resturlaub, die Möglichkeit unbezahlten Urlaubs und um Verzicht auf Gehaltserhöhungen.
Betriebsräte gehen mit
Mit den Betriebsräten sind diese Einsparungen bereits akkordiert. Die Belegschaft selbst wurde darüber am späten Donnerstagnachmittag in Betriebsversammlungen informiert.
Seit 2008 hat die AUA, die mit den heftigen Turbulenzen in ihrer Branche besonders schwer zu kämpfen hat, in Summe 275 Millionen Euro eingespart - durch Maßnahmen wie Kurzarbeit (für 3600 von 7500 Mitarbeitern), abgespeckte Flugpläne und neue Lieferanten-Verträge. Weil die Kurzarbeit aber nur befristet ist, sind nicht alle Einsparungen auch wirklich nachhaltig. Nach den Vorgaben der Lufthansa müssen deshalb weitere echte Sparpotenziale bis 2012 gehoben werden. Unterm Strich geht es um ein angestrebtes Volumen von 200 Millionen Euro. Der zentrale Bestandteil dieses "nachhaltigen" Sparprogramms wird - wie berichtet - der Abbau von bis zu 1000 Mitarbeitern sein.
Die Lufthansa selbst reagiert auf die weltweite Luftfahrtkrise mit einer radikalen Verschärfung ihres Sparkurses. Bis 2011 will sie im Passagiergeschäft ihre Kosten gedrosselt haben, um jährlich eine Milliarde Euro einzusparen.