In den letzten Tagen gab es in Österreich kaum ein halbwegs bekanntes Medium, in dem die vormals abgeschobenen Komani-Zwillings-Mädchen mit ihren lieben Locken in ihren schönen Kleidchen nicht abgebildet waren. Diese herzberührenden Bilder wollte sich auch "Thema" am Montag Abend nicht entgehen lassen und besuchte die Mädchen und deren Vater in ihrem ärmlichen Zwischenquartier im Kosovo.
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Mit seiner - wie schon in der Causa Kampusch - stets von Tragik durchtränkten Stimme sprach Christoph Feurstein die zur Reportage einleitenden Worte: "Daniela und Dorentina glauben noch immer, dass sie auf Urlaub im Kosovo sind. Niemand hat es übers Herz gebracht, ihnen die Wahrheit über ihre Abschiebung zu sagen."
Und schon überkommt einem das erste Kopfschütteln: Diese Kinder sind acht Jahre alt - und werden von zahlreichen Fernseh- und Fotografen-Teams seit ein paar Wochen ständig zum Posen aufgefordert: "Könntet ihr vielleicht einmal singen und dabei mit den Händen ein Klatschspiel machen - ja, ganz toll im oberösterreichischen Dialekt - ja, schön macht ihr das", wird ihnen da gesagt und im Hintergrund sieht man den bedrückten Vater (diese Einstellung konnte der ORF dann auch gleich für die ZIB 2 im Anschluss verwenden).
Diese ganze Abschiebe-Situation ist schlimm für die Familie - keine Frage. Aber schlimm ist auch, dass Formate wie "Thema", die zumindest nicht eindeutig im Trash-Boulevard-Bereich angesiedelt sind, diese Mädchen - natürlich im Sinne anständiger Quoten - so zur Schau stellen. Und dazu werden sie auch noch für blöd verkauft - als ob sie nicht mitkriegen würden, dass in ihrem Leben zurzeit nicht alles ganz normal läuft - und der Zuseher gleich mit.