Ausbildungsstätten trumpfen mit moderner Ausstattung auf.
| Spärliche Anwendung von modernen Technologien im Unterricht.
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Wien.Starke Nachfrage, gute Gehaltsperspektiven und vielfältige Möglichkeiten zur Spezialisierung: In der digitalen Wirtschaft sind viele Voraussetzungen für einen intakten Arbeitsmarkt erfüllt. Branchenverbände klagen dennoch seit Jahren über einen akuten Fachkräftemangel in der Informationstechnologie (IT). Und erhoffen sich eine Eindämmung des Problems durch neue Anreize und Initiativen in Österreichs Bildungslandschaft.
Lehrstellen, Berufsbildende höhere und mittlere Schulen, Fachhochschulen, Universitäten, Studienlehrgänge, Kurse bei Berufsförderungsinstitut und Wirtschaftsförderungsinstitut, private Ausbildungslehrgänge – die Liste von Bildungseinrichtungen und Kursangeboten mit IT-Einschlag ist lang und ließe sich beliebig fortsetzen. Allgemein ist das Angebot in Sachen IT in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut worden und deckt inzwischen zahlreiche Fachgebiete ab. "Grundsätzlich schaut es gerade bei den Jugendlichen nicht so schlecht aus"" bestätigt Kurt Schmid, Bildungsexperte vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, gegenüber der "Wiener Zeitung".
Ähnlich sieht das auch Claudia Schreiner, vom Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens (bifie): "Im berufsbildenden Sektor sind wir da nicht schlecht aufgestellt, da gibt es durchaus ein großes Angebot. Aber wir haben auch allgemeinbildende Schulen mit entsprechendem IT-Schwerpunkt. Solche Angebote sind sinnvoll und qualitativ auch einigermaßen hochwertig".
Technische Ausstattung überzeugt
Gerade was die technische Ausstattung von Schulen anbelangt, stehe Österreich im internationalen Vergleich gut da, was auch Erhebungen wie "Key Data on Learning and Innovation through ICT at School in Europe 2011" oder PISA-Studien belegen. Hier braucht Österreich selbst den Vergleich mit den traditionell technologiefreundlichen nordischen Ländern nicht zu scheuen. Teilweise massive IT-Investitionen an Ausbildungsstätten in den 90ern zeigen offenbar bis heute noch ihre Wirkung.
Von einem IT-Eldorado will Schreiner dennoch nicht sprechen. "Was die Ausstattung betrifft, sind wir sicherlich auf einem guten Weg. Die andere Frage aber ist, wie IT für den Unterricht genutzt wird. Und da ist das Bild deutlich heterogener", so die bifie-Expertin gegenüber der "Wiener Zeitung". "Es gibt ganz grobe Skalen, wie oft Computer in welchen Fächern genutzt werden, und da liegen Ergebnisse aus der PISA-Studie 2003 vor, die teilweise erschütternd waren." Man könne zwar davon ausgehen, dass seither Fortschritte erzielt wurden, "Ausstattung und Nutzung klaffen aber schon noch auseinander", so Schreiner, die das Fehlen aktueller Erhebungen und Daten bemängelt.
Um die Akzeptanz von modernen Medien und Technologien bei Schülern und Lehrern auch im Unterricht zu fördern, setzt das Bildungsministerium folglich auf gezielte Initiativen wie das Projekt eLSA (eLearning im Schul-Alltag) oder die OTA (Online Tutoring Ausbildung) für Lehrer. Wie weit sich diese jungen Projekte auf freiwilliger Basis auf den Unterricht auswirken, ist allerdings noch ungewiss. Bei eLSA nennt das Bildungsministerium Zahlen von 3.400 Lehrern und 150 beteiligten Schulen - von insgesamt 124.382 Lehrern und 6.223 Schulen in Österreich.
"Man kann relativ rasch in den Lehrplan schreiben, dass IT eine Querschnittsmaterie ist, die in allen Fächern behandelt werden soll. Die Frage ist aber, wie das dann umgesetzt wird", gibt Schmid zu bedenken. "Wenn man sich ansieht, was an Querschnittsmaterien schon alles vorhanden ist, dann stellt sich schon die Frage, ob die Vermittlung von IT-Inhalten nicht im Rahmen eines Faches erfolgen soll", so der ibw-Experte. Dass das allerdings ein gewaltiger – nicht zuletzt politischer – Aufwand wäre, ist freilich auch Schmid klar. "Und dann ist die Frage, ob die Lernbelastung der Schüler nicht schon so groß genug ist", so Schmid.
Gebrauchsanweisungsleser statt Durchbrecher?
Ob die Anstrengungen, auch im Unterricht auf eine verstärkte Einbindung der IT zu setzen, alle Wünsche der Wirtschaft erfüllt, bleibt ebenfalls fraglich. "Wir sagen zwar: Bildung ist alles. Aber wir sagen eigentlich nie, welche Art der Bildung", vermisst Peter Kotauczek vom Verband der Software Industrie Österreichs (VÖSI) ein für die Branche zentrales Kriterium. "Überspitzt gesprochen haben wir zwar wunderbare Gebrauchsanweisungsvollzieher, aber keine Durchbrecher mehr, die Neues versuchen." Hier bedürfe es auch der Stärkung des prozeduralen Wissens. Denn gerade ein IT-gestütztes naturwissenschaftliches Denken käme nach Ansicht Kotauczeks in unserem Ausbildungssystem zu kurz.
Das freilich könnte durchaus auch damit zu tun haben, dass die Einbindung von modernen Technologien gerade in zwei naturwissenschaftlichen Fächern besonders kurz kommt: Mathematik und Chemie. Immerhin bleibt die Möglichkeit, dass sich das Bildungsministerium mit seinen Initiativen hier Fortschritte erzielt. Und damit auch diesem Wunsch der digitalen Branche Rechnung trägt.
Einen ersten Überblick über die Ausbildungsmöglichkeiten der IT-Branche bietet ein Info-Papier des AMS: Ausbildung für die IT-Branche
Ausbildungsstätten im Überblick findet man unter http://www.innovationszentren-austria.at/