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Für das Leben...

Von Georg Friesenbichler

Politik

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Als die Ex-Gymnasiasten bei ihrer Maturafeier über ihre Mathematik-Aufgaben sprachen, waren sie verblüfft, welche Beispiele (zumindest einige davon) sie vor 30 Jahren zu lösen imstande waren. Jetzt verstanden sie nicht einmal mehr die Angaben. Somit beantwortete sich die auch damals schon heiß diskutierte Frage, ob sich der Latein-Unterricht später im Leben als nützlich erweisen werde, im Nachhinein völlig anders als 1974, wenn man die erworbenen Mathe-Kenntnisse damit verglich.

Viel ist in diesen 30 Jahren von der Entrümpelung der Lehrpläne gesprochen werden. Trotzdem wird in einer 3. AHS-Klasse "Nathan der Weise" gelesen, ehe man auf Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer" umsteigt. Schon heimische Schüler dieses Alters werden wohl mit Lessings altertümlicher Sprache ihre Probleme haben; wie viel fremdartiger muss sie auf einen Schüler wirken, der sich schon beim Erfassen der Mathematik-Textbeispiele schwer tut, weil er nicht mit deutscher Muttersprache aufgewachsen ist?

Nach der Veröffentlichung der PISA-Studie ist nun die Rede von der Notwendigkeit neuer Strukturen. Als die Schuldigen an der Misere werden je nach Interessenlage die Schüler, die Eltern, die Lehrer oder Politiker ausgemacht.

Von den Inhalten des Lehrstoffs oder seiner altersgerechten Vermittlung ist nie die Rede. Schade eigentlich.