Gremium stuft Handys als unbedenklich ein. | Jedoch liegen derzeit keine Studien zur Langzeitwirkung vor. | Wien. Für den Mobilfunk gilt die Unschuldsvermutung: Mangels gegenteiliger Beweise ist der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) des Bundesministeriums für Verkehr der Ansicht, dass Handys und Mobilfunk-Masten für die Gesundheit unbedenklich sind. | Kommentar: Sie haben keine neuen Nachrichten
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Das Gremium hat 129 internationale, 2009 erschienene diesbezügliche Studien bewertet - darunter Arbeiten zu den Auswirkungen elektromagnetischer Wellen auf die Gehirnaktivität, Strahlungsexposition in Schlafzimmern bei nächtens eingeschalteten Handys und Mobilfunk und Krebs. "Alles in allem sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es bei Einhaltung der gültigen Grenzwerte keinen wissenschaftlichen Nachweis für eine Gesundheitsgefährdung durch den Mobilfunk gibt", sagte Norbert Vana, Vorsitzender des WBF, vor Journalisten am Donnerstag.
Alles gut und schön also: 24-Stunden-Erreichbarkeit per Handy hat mit der Entstehung von Tumoren in Gehirn, Ohren oder Augen nichts zu tun und hat keine Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Oder doch?
Vana räumte ein: "Die Handy-Technologie ist erst 20 Jahre alt. Uns liegen keine aussagekräftigen Studien über die Langzeitwirkung vor." Der WBF-Vorsitzende riet daher zu einem "umsichtigen" Umgang mit Mobiltelefonen. Die zu berücksichtigenden Grenzwerte bezifferte er aber nicht, sondern verwies auf die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation und der EU. "Verharmlosungskampagne", kritisierten die Grünen: Entgegen ihren Ankündigungen hätten SPÖ und ÖVP dem Gesetzgeber keinerlei Grenzwertvorschlag für Österreich vorgelegt.
Überlegungen zu Sicherheit oder Risiko des Mobilfunks dürfe man nicht an einzelnen Studien festmachen, betonte Vana: "2001 hat eine deutsche Gruppe einen möglichen Zusammenhang mit Augenmelanomen publiziert. Die selbe Gruppe hat ihre Studie 2009 wiederholt und kam zum Schluss, dass es keinen Zusammenhang gibt." Man hätte die ersten Daten falsch ausgelegt.
Dem gegenüber stehen beharrliche Warnungen der Ärztekammer. Sie legt seit Jahren nahe, dass das Handy ja nicht in der Hosentasche getragen werden sollte und dass Kinder es so sparsam wie möglich verwenden sollten. Nach wie vor sei die Datenlage "zu dünn", um eine Entwarnung zu geben, sagte Ärztekammerpräsident Walther Dorner.
Frühere Studien widerlegen zudem die Sicht des WBF. Etwa publizierte die renommierte "American Society for Reproductive Medicine" 2008 eine Untersuchung an 361 Männern im Alter zwischen 31 und 37 Jahren Die Männer wurden in vier Gruppen unterteilt je nachdem, wie oft sie mobil telefonierten. Im Beobachtungszeitraum von einem Jahr zeichnete sich eine klare Abnahme in der Anzahl, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Lebensdauer von Spermien ab, je öfter Mobiltelefone benutzt wurden, und zwar bei allen Probanden, unabhängig von der ursprünglichen Spermienqualität.