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Für die RBI rollt der Rubel

Wirtschaft
Die Raiffeisenbank in Moskau.
© stock.adobe.com / ANGHI

Noch gibt es keine Entscheidung zum Rückzug aus Russland, aber Interessenbekundungen.


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Warum hat sich die Raiffeisen Bank International (RBI) nach fast einem Jahr Krieg in der Ukraine noch nicht aus Russland zurückgezogen? Die Erklärung von Vorstandschef Johann Strobl: Ein Ausstieg sei sehr komplex und brauche Zeit. Schon im März des Vorjahres hatte die RBI angekündigt, alle Optionen für das - äußerst gewinnträchtige - Geschäft in Russland zu prüfen, bis hin zu einem "sorgfältig gesteuerten Ausstieg". Eine Bank sei "kein Würstelstand, den man über Nacht zusperren kann", so Strobl bei der RBI-Hauptversammlung.

Nun ließ der Vorstandschef aufhorchen: "Es gibt Interessenbekundungen." Er sehe aber für die RBI-Tochter in Moskau keinen Interessenten aus dem Westen, sagte er bei der Präsentation der vorläufigen Geschäftsergebnisse des Vorjahres.

Auch ohne Russland profitabel

Die RBI, die zu den am stärksten in Russland engagierten Geldinstituten zählt, hatte unmittelbar nach Kriegsausbruch in der Ukraine das Neugeschäft in Russland weitgehend eingestellt. Doch der Rubel rollte weiter: Die RBI erzielte im vergangenen Jahr unter dem Strich ein Konzernergebnis von 3,6 Milliarden Euro, nach rund 1,4 Milliarden Euro im Jahr davor. Ohne das Geschäft in Russland und Belarus sowie ohne den Erlösen aus dem Verkauf der Bulgarien-Einheit stand das Konzernergebnis bei 982 Milliarden Euro (plus 35 Prozent).

Obwohl die Bank ihr Kreditgeschäft in Russland um ein knappes Drittel zurückgefahren hat, stieg der Überschuss nach Steuern von 474 Millionen Euro auf rund zwei Milliarden Euro. Das Russlandgeschäft machte somit rund zwei Drittel des Konzernergebnisses der RBI aus. Grund für das gute Ergebnis seien vor allem Währungseffekte und das Geschäft mit dem Devisentausch.

Die Bank stehe auch ohne Russland gut da, betonte Strobl. Gewinne aus Russland - und Belarus - dürfen aber derzeit wegen der Sanktionen nicht ausgeschüttet werden: "Wir können die Gewinne aus Russland im Rest der Gruppe nicht verwenden." Als Hürde für einen Verkauf gilt, dass ausländische Geldinstitute ihr Russland-Geschäft nur mit Sondergenehmigung von Präsident Wladimir Putin verkaufen dürfen.

Strobl und weitere RBI-Vorstände waren im Jänner in Kiew auf eine Liste von Personen gesetzt worden, die für Sanktionen empfohlen werden. Sie alle sind auch im Aufsichtsrat der russischen Tochter der RBI. Dem Institut wurde auch vorgeworfen, russischen Soldaten Kreditstundungen zu gewähren. Die RBI sagte, sie sei gesetzlich dazu verpflichtet.

Die Liste mit der Bezeichnung "Krieg und Sanktionen", die vom ukrainischen Außenministerium und der "Nationalen Agentur für Korruptionsvorbeugung" der Ukraine (NAZK) unterstützt wird, soll internationalen Druck auf bestimmte Personen und Unternehmen ausüben, die von Kiew mit dem russischen Angriffskrieg in Verbindung gebracht werden oder von denen angenommen wird, dass sie das russische Regime unterstützen.

Weniger Gewinn in der Ukraine

Zuletzt waren die russischen Leasing-Töchter der RBI und der italienischen Unicredit von der Ukraine offiziell als "Kriegshelfer" gebrandmarkt und mit Sanktionen wie der Beschlagnahme von Vermögen belegt worden. Die RZB, die Vorgängerorganisation der RBI, war 1995 bereits mit über 20 Niederlassungen in Osteuropa vertreten, als sie die Gründung einer Tochterbank in Moskau beschloss. Heute ist die russische Tochter der RBI mit 9.500 Mitarbeitern und 130 Filialen die zehntgrößte Bank in Russland. Sie betreut rund 3,2 Millionen Kunden und ist neben der UniCredit, die ebenfalls noch nach Optionen für das Geschäft sucht, die am stärksten engagierte europäische Bank in Russland.

Als erste österreichische Bank nahm die RZB 1994 eine Repräsentanz in Kiew in Betrieb. 1998 wurde eine Tochterbank in Kiew eröffnet. In der Ukraine verdiente die RBI 2022 deutlich weniger. Der Gewinn nach Steuern sank von 122 Millionen auf 65 Millionen Euro. Man nehme in dem Land seine Verantwortung wahr und helfe "sehr viel", so Strobl. "Wir werden das auch weiter tun."

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Im ebenfalls mit Sanktionen belegten Belarus hat die RBI kräftig zugelegt. 2022 wurde ein Überschuss von 113 (nach 49) Millionen Euro erwirtschaftet. Über einen Rückzug aus Belarus werde derzeit noch nicht nachgedacht, so Strobl.

Aufschub bei der Dividende

An die Aktionäre - die Raiffeisenlandesbanken halten rund 58,8 Prozent der Anteile, 41,2 Prozent befinden sich im Streubesitz - will der RBI-Vorstand eine Dividende von 0,80 Euro je Aktie ausschütten. Der Zeitpunkt der Entscheidung sei aber noch offen, hieß es. Der Beschluss werde voraussichtlich nicht in der nächsten Hauptversammlung am 30. März 2023 erfolgen. Das sorgte beim Interessenverband für Anleger (IVA) für Stirnrunzeln. Die Dividende für 2021 war gestrichen worden. Für 2020 waren die Aktionäre mit 48 Cent je Aktie bedient worden. (ede)