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Nach anfänglichem Jubel sorgt Donald Trump an den russischen Märkten für Enttäuschung und Verluste.
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Von den Finanzmärkten kommen interessante Signale zu US-Präsident Donald Trump und Russland: Nach der Wahl Trumps scheinen die Investoren darauf gesetzt zu haben, dass die Sanktionen gegen Moskau bald gelockert würden. Ende Jänner ist dieses Vertrauen jedoch zusammengebrochen und der russische Aktienmarkt abgestürzt.
Die Zahlen sprechen für sich: Von
7. November, dem Tag vor der Präsidentschaftswahl, bis 27. Jänner stieg der Moskauer Micex-Index um 26 Prozent, ist aber mittlerweile wieder um 10 Prozent gefallen. Worauf ist das zurückzuführen? Am 27. Jänner teilte Trump mit, nach wochenlanger negativer Berichterstattung über mögliche Verbindungen zwischen Mitgliedern seines Wahlkampfteams und Russland, dass es "sehr früh" sei, über die Aufhebung der Sanktionen zu reden.
"Russia Today" (RT), von den US-Geheimdiensten als Kreml-Propaganda-Outlet beschrieben, veröffentlichte am 21. Dezember eine Jubelstory mit der Ankündigung: "Von Donald Trumps Wahl sind bedeutende Veränderungen in der Außenpolitik der USA zu erwarten." Zu den emsigsten Cheerleadern zur Beendigung der Sanktionen gehörten die Vorstandsvorsitzenden der Sberbank und der VTB-Group - zwei große Moskauer Banken, die zum Teil der russischen Regierung gehören. Auf beide wirken sich die Sanktionen der USA aus und verringern die Fähigkeit, Geld zu leihen und es in den Westen zu transferieren.
"Mr. Trump sollte die Sanktionen gegen die vier führenden russischen Banken aufheben", sagte VTB-Chef Andrej Kostin am 19. Jänner auf RT: "Das wäre sehr hilfreich. Die Sanktionen haben uns nicht umgebracht, aber sie machen natürlich unsere Zukunft sehr weniger glänzend als erwartet." VTB erscheint in den sogenannten Panama-Papieren als Geldwäscherei Putins - ein Vorwurf, den die Bank bestreitet.
"Trump ist der Präsident des Wandels", sagte Herman Gref, CEO der Sberbank, zu "Vedomosti". "Ich habe Trump getroffen und mein Eindruck ist sehr positiv. Ich kenne mehrere Mitarbeiter aus seinem Team", so Gref, der enger Berater Putins war. Gref war mit Trump 2013 zusammengetroffen, als Trump wegen der Miss-Universum-Wahl in Moskau weilte. "Das Treffen hat ein gutes Gefühl hinterlassen", Trump zeichne sich durch Vernunft aus, sagte Gref damals "Bloomberg News". Trump erwiderte in "Real Estate Weekly": "Der russische Markt fühlt sich zu mir hingezogen. Fast alle Oligarchen waren anwesend."
Für die russischen Banken ist die Aufrechthaltung der Sanktionen zweifellos eine Enttäuschung. Die in London notierten Sberbank-Aktien sind seit Ende Jänner um 3 Prozent gefallen, jene der VTB um 4,5 Prozent. Dies zeigt, wie wichtig die Frage war, ob Trumps zurückgetretener nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn vor Trumps Amtsantritt mit dem russischen Botschafter über Sanktionen gesprochen hat und ob irgendjemand aus Trumps Team unerlaubten Kontakt mit russischen Beamten hatte. Diese Fragen interessieren nicht nur Journalisten und die Kritiker Trumps im Kongress, sie wirken sich auch auf die Märkte aus. Auf Trump zu setzen, hat für Moskau nach Gewinn ausgesehen. Jetzt nicht mehr ganz so.
Übersetzung: Hilde Weiss