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Für ein Leben mit Ablaufdatum

Von Judith Belfkih

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Die Endlichkeit der irdischen Existenz ist eine heikle Sache. Nicht nur durch die Tatsache, dass sie für jeden Einzelnen den sicheren Tod bereithält. Sie ist auch eine intellektuelle Herausforderung, sofern man sie jenseits religiöser Konzepte, die post mortem ein ewiges Leben bereithalten, betrachtet. Schwierig ist dabei nicht die Vorstellung, dass es nach dem Tod einfach nichts mehr gibt. Es ist das komplementäre Konzept der Unendlichkeit, das Kopfzerbrechen bereitet.

Dass der Mensch danach strebt, die eigene Lebensspanne zu verlängern, ist nicht neu. Ebenso das Streben nach Unsterblichkeit. Neu ist auch die Argumentation nicht, irdische Freuden könnten erst als solche empfunden werden, weil das Leben eben endlich ist. Ohne den Tod gibt es kein Streben mehr, keine Entwicklung, er erweist sich als gigantischer Motor des Irdischen - wenn auch ein recht verdrängter. Die Vermutung liegt nahe, dass wir einander mit dieser Logik nur über die Unausweichlichkeit unserer Endlichkeit hinwegtrösten wollen.

Das umgekehrte Szenario wird hingegen selten weitergedacht: Sollte morgen der Schlüssel zur Unsterblichkeit gefunden werden, was bedeutete das für den Menschen? Überalterung von Gesellschaften ist jetzt schon ein Thema. Dürften Menschen sich dann nicht mehr fortpflanzen? Würde es uns gefallen, ewig mit den eigenen Marotten leben zu müssen? Wäre auch das Böse unsterblich? Die Idee der Unsterblichkeit wird unter aktuellen Voraussetzungen sehr schnell zum Horrorszenario. Auch darüber können wir uns mit unserer Endlichkeit hinwegtrösten.