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Für ein paar Euro mehr

Von Christoph Irrgeher

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Im Kino ist es ein alter Hut: Wenn der Sergeant Freiwillige für eine Mission sucht, werden einfach ein paar arme Seelen dazu vergattert. Seltsam wird es aber, wenn sich Ähnliches in der Wiener Realität abspielt - noch dazu in der hehren Sphäre des Musikvereins. Also: Weil das Haus seine Orgel erneuert, braucht es Geld - und versucht, das natürlich auch von seinen Mitgliedern zu lukrieren. Die Aktion "Orgelspende" verlief dann aber doch etwas skurril.


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Der Plan: Pro Konzert sollte der Abonnent einen Euro drauflegen. Tatsächlich erhielt der Musikfreund dann aber nur einen Zahlschein für seine Abokosten - vorerst. Wenige Tage später nämlich sandte der Musikverein die Erlagscheine nochmals aus, nun mit leicht erhöhter Summe. Und mit kryptischem Beipacktext. Bei der ersten Aussendung, so hieß es, sei ein Fehler passiert. Worin der bestand, erfuhr jedoch nur, wer die Posten genau verglich. Und siehe, da war sie nun, die Orgel-"Spende": Festgefügt in die Kostenaufstellung der Konzertpreise, mitsummiert zum - vorgedruckten - Betrag auf dem Erlagschein.

Nun: Dass der Musikverein seinen kultivierten Klang noch verbessern will - würdig und recht. Nur: Wenn er dafür kultivierten Druck auf die Abonnenten ausübt, klingt das Wort "Orgelspende" schwer nach George Orwells Neusprech. "Orgel-Obolus" hätte besser gepasst.