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Harte Woche für die Griechen. Gute Woche für das neuerdings wieder beliebte Genre Griechenwitz. Es bewahrheitet sich erneut das alte (griechische?) Sprichwort: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Deswegen müssen unsere griechischen Freunde damit leben, dass eifrige Boulevardzeitungsdichter lichte Höhen der Nationalitätenpoesie erklimmen und Namen erfinden wie Pleitiadis und Korruptopoulos.
Selten hat eine politische Krise so viel Kreativität in allen Unterhaltungsniveaus freigesetzt. Aber sie machen es einem ja auch leicht, die Griechen, mit dem reichhaltigen Fundus aus ihrer Geschichte und Tradition. Und Mythologie natürlich. "Fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke machen" - solcherlei Bildungsbürgerscherze machte ausgerechnet der deutsche Spaßmacher Michael Mittermeier kürzlich bei Harald Schmidt: Die Deutschen hätten bisher immer gedacht, der Ouzo im Restaurant sei eine freundliche Gabe, jetzt bekämen sie eben die Rechnung für jahrzehntelange Hektoliter Ouzo präsentiert.
Der Filmemacher Jean-Luc Godard hat in einem Interview mit der "Zeit" wiederum letztens - ganz im Ernst - eine einleuchtende Theorie zum Schuldenabbau präsentiert: "Jedesmal, wenn man sich beim Sprechen der Logik der alten Griechen bedient, müsse man zehn Euro überweisen. Und wer Geld hat, aber keines geben will, hätte nicht mehr das Recht, sich dieser Logik zu bedienen. Er wäre gezwungen, ein bisschen anders zu denken." So gesehen ist auch Godard den Griechen jetzt schon eine Handvoll Drachmen schuldig.